Bravo, bravissimo, liebwerte Qualitätsjournalistinnen und -journalisten! Genau so haben wir uns das vorgestellt! Wir bedanken uns auch recht herzlich, dass Ihr – konsequent, wie Ihr nun einmal seid! – uns wieder nicht enttäuscht habt.
Zu Anfang des Jahres wurden die vor einem Jahrhundert verblichenen Hassprediger Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg ausführlich und ehrfurchtsvoll gewürdigt; und durchaus nicht nur in den bekannten Bolschewikenblättern, die auf rosa Papier gedruckt werden oder im „Krone“-Format erscheinen. Nein, nein! Auch in ehemals bürgerlichen Publikationen, wie beispielsweise in einer, die seit 1848 frei (wovon?) zu sein behauptet, wurden die obigen Demokratiegegner und Freiheitsfeinde lobend erwähnt. Nun trat genau das ein, was unser führender Kulturkritiker schon zu Anfang des Jahres geradezu prophetisch voraussah:
Der 150. Geburtstag des zwar umstrittenen aber dennoch unbestritten sehr bedeutenden Komponisten der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts, Dr. h. c. Hans Erich Pfitzner, wurde, wie der Wiener und auch manche Wienerin zu sagen pflegt, „net amal ignoriert“. Aber dafür wird groß berichtet, wenn ein erfolgloser Ex-Politiker – der auch nicht tanzen kann – bei der läppischen Tanzshow des Staatsfunks erfreulicherweise doch nicht ins Finale kam, weil ihm eine Jurorin – eine mäßig erfolgreiche russische Balletteuse – „die Würde genommen“ hat. Ein himmelschreiender Skandal, fürwahr!
Oder wenn sich ein rechter Politiker zu Recht gegen den x-ten Nazianwurf eines – einschlägig bekannten – weit links angesiedelten „Ankermann“ des ORF wehrt, dann scheint wieder einmal die Demokratie in akuter Lebensgefahr zu schweben und der – laut Verfassung – überparteiliche (?) Übervater der Republik findet sogleich eindringlich mahnende Worte.
Wir freuen uns schon auf die nächste Verschweigungsaktion des selbsternannten Qualitätsjournalismus. Die hoffentlich nicht lange auf sich warten lassen wird.
Freundschaft und auf Wiederhören!