Die Weichen sind gestellt. Der Kurs ist klar. Ab jetzt ist jedes Abweichen das unweigerliche Ende des Zweiparteiensystems.
Um den historischen Moment stilsicher einzuläuten bzw. zu umrahmen hat die „Conservative and Union Party“ das „Queen Elizabeth II“-Veranstaltungszentrum gewählt. Dort wurde verkündet, wen die 160.000 Parteimitglieder zum nächsten Premierminister gewählt haben. Die Einspielung historischer Reden von Winston Churchill und Margaret Thatcher, personifizierte Säulen nicht nur der Tories, sondern des gesamten Vereinigten Königreichs, bildeten den Anfang.
92.000 Tories wollen, dass ihre Nation von Boris Johnson aus dem Brüsseler Völkerkerker geführt wird. 46.000 stimmten für Jeremy Hunt. Somit kann sich Boris Johnson auf eine Zweidrittelmehrheit an der Basis stützen. In Anbetracht des Gegenwindes ein beachtliches Ergebnis. Auch Churchill und Thatcher, welche heute als die größten Premiers des 20. Jahrhunderts gelten, erlangten das Amt entgegen gewaltiger Widerstände innerhalb des Parteiapparates.
Möglicherweise hat Jeremy Hunts Krisenmanagement als Außenminister im Konflikt mit dem Iran zu einem etwas besseren Abschneiden geführt, als prognostiziert.
Boris Johnson war in seiner ersten Rede als designierter Premierminister auch um versöhnliche Töne Richtung Hunt sowie May bemüht. Hunt habe viele gute Ideen gehabt und es sei ihm eine Ehre gewesen unter May als Außenminister dienen zu dürfen. In seinen weiteren Ausführungen beschwor er konservative Werte und Instinkte. Menschen wollen ein eigenes Haus besitzen können. Menschen wollen eigenes Geld verdienen können. Eine Regierung hat diesen Bemühungen nicht im Wege zu stehen.
Boris Johnsons Worte richteten sich nicht nur an die Absicht seines kommenden Kabinetts, Individuen und Familien bürgerliche sowie ökonomische Freiheiten zurückzugeben, sondern auch der Nation als Ganzes Freiheiten von Brüssel zurückzugeben. Die Leidenschaft zu erwecken, sich wieder selbst regieren zu dürfen.
Die „Financial Times“ schrieb, noch nie habe ein Premierminister so viele Herausforderungen zu bewältigen gehabt. Aber: Niemand macht den Eindruck von Ängstlichkeit. Er erinnerte an den Slogan seiner Kampagne: Wir bewältigen den Brexit. Wir einen das Land. Wir besiegen Corbyn, den Chef der oppositionellen Labour Party. Großbritannien sei wie ein Riese gewesen, der zuvor gekrochen sei. Jetzt wird sich Großbritannien wieder als Riese erheben.
Tatsächlich sagte das große Vorbild Boris Johnsons, Churchill, dass man eine Krise niemals ungenützt verstreichen lassen dürfe. Sowohl, was die Erlangung des Parteivorsitzes und der Regierungsspitze anbelangt, als auch die Brexit-Kampagne mit zum Erfolg zu führen. Es war ein langer Weg vom Londoner Bürgermeister, der im Zuge der Olympischen Spiele beim Abseilen stecken blieb und aus der Not eine Tugend schaffte, indem er Union Jacks schwenkend zur Ikone avancierte, bis hin zum Sprachrohr der Tory-Brexiteers.
Ein Weg voller Umwege, Ausweichmanöver, Geduld sowie Entschlossenheit, Prinzipientreue, Standhaftigkeit. Eine Mischung aus taktischem Pragmatismus und strategischer Zielstrebigkeit. Und ein Weg, welcher durch die richtige Reaktion auf die Fehler Camerons, Corbyns, Mays etc. zum Ziel führte. Aber auch ein Weg mit Schützenhilfe von Persönlichkeiten wie Nigel Farage.
Großbritannien besitzt nunmehr die Chance, mit Hilfe von Handelsabkommen mit englischsprachigen Ländern außerhalb Europas sowie mit Abkommen innerhalb des Commonwealth den Grundstein für neue Prosperität zu legen. Partner guten Willens warten. Die alten Partner schlechten Willens werden ihr Verhalten nicht ändern. Noch nicht.
Die Irankrise stellt eine Möglichkeit dar Großbritannien als ehrlichen Makler zwischen den USA und Kontinentaleuropa zu positionieren. Wenn Merkel und Macron jede Initiative Trumps für eine Flotten- sowie Sanktionsallianz aus Prinzip behindern, können die Briten Vorschläge unterbreiten die wohlwollender aufgenommen werden. Ein engstirniges Beharren zwischen Paris, Brüssel und Berlin wird früher oder später zu einer Isolation des Kontinents führen. Gleich dem berüchtigten Witz über Nebel im Kanal.
Viele Medien fragten wohin Boris Johnson Großbritannien führen wird. In Anlehnung an Churchill: Einige Seemeilen Richtung Westen.
Ceterum censeo: We shall never surrender!
[Autor: G.B. Bild: www.wikipedia.org/Parliamentary Recruiting Committee Lizenz: –]