Autor: Manfred Tisal Bild: Lizenz: –
So tragisch sich der Fall Kellermayr auch darstellt, eines hat er wieder einmal deutlich vor Augen geführt: Hass im Netz ist ein Verbrechen. Sie hat als Ärztin ihre Pflicht erfüllt und den Empfehlungen von Fachleuten und unserer Regierung Folge geleistet. Möglich, dass sie auch selbst vom Nutzen einer Impfung überzeugt war. Ihr und ihren Mitarbeitern deshalb mit brutalsten Mordszenarien im Internet zu drohen, ist tiefste Schublade und zeugt von krankhafter Dummheit. Auch gehen nicht allen Menschen Drohungen beim einen Ohr hinein und beim anderen wieder raus. Vor allem wenn Sensibilität mitspielt. Auch stand es jederzeit und jedermann frei, sich impfen zu lassen. Den Vorhaben der Abgeordneten aller Parteien im Parlament, außer den Freiheitlichen und ein paar Besonnenen, eine Impfpflicht einzuführen, wurde vorerst ein Riegel vorgeschoben.
Was geht also in den Köpfen jener vor, die sich vor den PC setzen und mit derartigen Bösartigkeiten Menschen so in psychische Panik zu versetzen, dass sie keinen anderen Ausweg als den Freitod sehen? Nicht genug, ist jetzt auch die Mutter Ziel von Hass im Netz. Und der Gesetzgeber sowie die Gesetzeshüter schauen hilflos und ratlos zu. Sie haben fast keine, oder auch nur wenig Handhabe, gegen die, sich feige in dunkler Anonymität versteckten Hasser vorzugehen. Hass im Netz ist eine Seuche wie Corona. Unzufriedenheit mit sich selbst, Geltungsbedürfnis, krankhafter Drang andere Menschen mit Wortfetzen zu verletzen, mag Grund dafür sein, ist aber weder zu akzeptieren noch zu tolerieren. Einzig drastische Strafenwären ein Grund für viele, ihre Posts zu überdenken.
Wobei eine, wie von Politikern gefordert, eigene Staatsanwaltschaft für diesen Bereich nur wieder Gräben aufreißen würde. Denn dann würde auch das hohe Gut der Meinungsfreiheit Gefahr laufen, unterzugehen. Und wann endet Meinungsfreiheit und wann beginnt Hass? Ein Spiel der Worte und Ansichten. Und wer entscheidet? Ist es eine politische Entscheidung oder ist es Ansichts- bzw. Gefühlssache. Ein hoher Prozentsatz der User im Internet kann nämlich nicht zwischen Hass und Meinungsfreiheit unterscheiden. Wird jedoch dem Hass im Netz kein Riegel vorgeschoben, so machen derartige Posts Schule. Vielleicht war Frau Dr. Kellermayr der Auslöser einer neuen Internetpandemie, wenn der oder die Übeltäter ungestraft davonkommen. Vielleicht aber auch ein Anstoß, etwas dagegen zu unternehmen. Zu verhindern, dass Menschen, die ihre Pflicht tun, angefeindet werden. Nicht nur Ärzte, sondern Mitmenschen in allen Bereichen des Lebens. Anwälte, Beamte, Angestellte und Arbeiter. Du und ich.