Söldner im jemenitischen Bürgerkrieg

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Autor: E.K.-L.  Bild: Wikipedia/Mr. Ibrahem Lizenz: CC BY-SA 4.0


Deutsche Polizei verhaftet zwei Männer, die planten, eine Truppe aus Landsknechten aufzubauen

Am 20. Oktober klickten in Bayern die Handschellen. Die Polizei nahm zwei ehemalige Fallschirmjäger der Bundeswehr fest. Das ihnen vorgeworfene Delikt: Versuch der Rekrutierung von Söldnern für einen fremden Staat. Die beiden Ex-Soldaten planten den Aufbau einer Söldnertruppe (Umfang rund 150 Mann), die sie dem Königreich Saudi-Arabien für den Krieg in Jemen anbieten wollten, für einen monatlichen Sold von 40.000 Euro – für die steinreichen Saudis ein Schnäppchen. Zu einem Kontakt mit Riads diplomatischen Vertretern kam es aber nicht, weil vorher die deutschen Sicherheitsbehörden eingeschritten sind. Vielleicht schwebte den nunmehr dingfest Gemachten Putins Privattruppe (Gruppe Wagner) vor Augen. Die Gruppe Wagner ist vielerorts im Einsatz: auf der Krim, in der Ost-Ukraine sowie in Berg-Karabach und Syrien, aber auch in Libyen.

Bekanntlich bekriegen sich im jemenitischen Bürgerkrieg Kräfte, die vom Iran unterstützt werden, gegen Verbände, welche die Unterstützung Riads und der Emirate genießen. Letztere bedienen sich dabei der Hilfe von angemieteten Soldaten. Die Rede ist von Tausenden Ugandern, Sudanesen und Staatsangehörigen des Tschad. Dazu kommen Hunderte von Kolumbianern. Für die Söldner ist der Einsatz im Jemen finanziell lohnend, sie verdienen dabei ein Vielfaches ihrer möglichen Einkünfte in der Heimat. Für Riad und Abu Dhabi (Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate) wiederum sind sie kostengünstige Kämpfer, deren Tod wenig Aufsehen erregt.

Bei den Saudis, in Kuwait, Bahrain, Katar sowie in den Emiraten werken Millionen Menschen (meist vom indischen Subkontinent, aber auch von den Philippinen) unter eher trostlosen Umständen, meist als manuelle Kräfte, sei es am Bau – siehe Stadienbau in Katar für die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 mit bisher 6.500 tödlich verunglückten Arbeitskräften – oder in den Haushalten der Einheimischen. Alles Arbeiten, die körperlich anstrengend, oft gefährlich und zudem wenig prestigeträchtig sind. Und streng überwacht, denn die arabische Bevölkerung ist in manchen Staaten nur mehr eine kleine Minderheit. Kein Wunder, dass man auch für das Soldatenhandwerk fremde Kräfte engagiert: Bis zu vier Fünftel der niedrigen Dienstgrade in den Streitkräften der Golfstaaten sind Söldner.

Wer glaubt, die jungen Männer am arabischen Golf seien in der Regel schneidige, kampfbereite  Burschen, der unterliegt einem Irrtum. Der ungeheure Reichtum von Öl und Erdgas bedeutet nicht bloß Steuerfreiheit, sondern eine weitgehende Alimentierung durch den Staat. Erwerbstätigkeit ist wenig verbreitet (außer in höheren Stellungen), die Jünglinge vergnügen sich im klimatisierten Raum: Sei es das Kaffeehaus oder US-Straßenkreuzer. Man denkt gar nicht daran, das süße Leben durch den Dienst beim Militär zu riskieren.

Hier zeigt sich eine Tendenz, die Anhänger der Kreislauftheorie, wonach die Geschichte der Gesellschaften in Zyklen verlaufe, zu bestätigen scheint. Das antike Rom ist dafür ein gutes Beispiel. Im Zeitalter des Niedergangs einer Gesellschaft zeigen sich stets dieselben Elemente: Verfall von Sitte und Anstand, Areligiosität in Verbindung mit dem Entstehen extremistischer Sekten, großer Wohlstand zumindest eines Teils der Bürger, übertriebener Individualismus, Geringschätzung körperlicher Arbeit, abnehmende Wehrbereitschaft sowie gehäufte Kinderlosigkeit. Die genannten Symptome sind sowohl in den Golfstaaten wie auch in Europa zu beobachten.

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