Autor: A.L. Bild: Wikipedia/Kandschwar Lizenz: CC BY-SA 3.0
Satiriker provoziert Mainstream
Das „Harald-Schmidt-Interview“ ist bekanntlich eine ganz eigene Kategorie. Der ehemalige Late-Night-Talker Schmidt, mittlerweile nach eigenen Angaben „Privatier mit abgeschlossener Vermögensbildung“, testet Typen – von Zeitung zu Zeitung erfindet er sich jedes Mal neu und bekennt sich auch offen dazu, Journalisten vollzulügen – frei nach dem Grundsatz: „True or not – it makes a great story.“
Ob er also tatsächlich ungeimpft ist, wissen wir nicht. Jedoch sagte er schon im Juli: „„Ich bin absolut kein Impfgegner! (…) Ich bin nur keiner, der morgens schon vor der Tür liegt, wenn der Arzt um 8 Uhr öffnet, damit er um fünf vor acht geimpft werden kann. Wer es dringend braucht, für den lasse ich gern den Altruisten raushängen: ‚Nimm doch meine Dosis!‘“
Im August legte er nach: „Als Ungeimpfter empfinde ich die Aussicht, nicht ins Theater, Kino und Museum zu müssen, als eindeutige Verbesserung meiner Lebensqualität. Restaurant brauch ich auch nicht, ich esse eh lieber Fleischsalat direkt aus’m Becher, während ich Netflix kucke.“
Und nun, im Jänner, musste nach Angaben des Journalisten ein Interview von Köln nach Berlin verlegt werden, weil Schmidt angeblich keinen Eingang ins Kölner Luxushotel „Excelsior“ erhalten hätte, wo er sonst stets zum Interview bitte, weil er nach wie vor ungeimpft sei. Schmidt selbst freilich kokettiert sogleich medienwirksam mit seinem Impfstatus: „Dass ich nicht geimpft sei, das behaupten Sie einfach so, und ich lasse das mal so stehen.“ Er habe sich dazu „mittlerweile eine Olaf-Scholz-Formulierung überlegt: ‚Ich bin auf einem guten und vernünftigen Weg, 2G zu erfüllen.‘ (…) Das lässt alles offen. Mehr möchte ich dazu nicht sagen, sonst gibt’s schnell was auf den Aluhut.“
Als ihm der Interviewer erzählt, man hätte produzieren wollen, „aber dann wurde der junge Kollege, der die Aufnahmen machen sollte, positiv getestet“ antwortet Schmidt: „Aids?“ Und weiter: „Ich bin eben an der Charité vorbeigefahren, ich bin also nicht auf ein Virus festgelegt.“
Schließlich zitiert er auch noch einen seiner Lieblingsautoren Michel Houellebecq: „Michel Houellebecq, der französische Autor, falls Ihnen der Name neu ist, sagt ja, das sei das Langweilige an Corona: dass es nicht einmal sexuell übertragen werde.“