Budapest: Horthy-Büste im Parlament

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Autor: E.K.-L. Bild: Wikipedia/own work ; statue: Béla Domonkos Lizenz: gemeinfrei


Nun wird der große Staatsmann angemessen gewürdigt

Im Budapester Parlamentsgebäude wurde am Dienstag, dem 30. August, im Büro von Frau Dóra Dúró eine Büste des ehemaligen Staatsoberhauptes Nikolaus (Miklós) Horthy feierlich eingeweiht. Eines der größten Versäumnisse in der Erinnerungspolitik der letzten 30 Jahre sei, dass Miklós Horthy nicht gebührend gewürdigt wird, erklärte Dúró. Sie gehört zur Fraktion der kleinen patriotischen Partei Mi Hazánk und bekleidet das hohe Amt einer Vizepräsidentin der Volksvertretung; nebenbei: ein weiterer Vizepräsident schreibt sich Koloman Brenner, er ist Jobbik-Mandatar und entstammt der deutschen Volksgruppe in Ödenburg (Sopron).

Es mag überraschen, aber bisher gab es im neogotischen Parlamentsgebäude am Pester Ufer der Donau weder ein Bild noch eine Büste des unbestritten bedeutendsten ungarischen Staatsmannes des 20. Jahrhunderts. Nikolaus Horthy (magyarisch: nagybányai Horthy Miklós) kann auf eine bemerkenswerte Karriere zurückblicken: zwischen 1909 und 1914 Flügeladjutant bei Kaiser Franz Joseph I., 1918 Oberbefehlshaber der k. u. k. Kriegsmarine, von 1920 bis 1944 Staatsoberhaupt Ungarns. Dies als „Reichsverweser“, denn das Land war ein Königreich ohne König. Ähnliches kennen wir aus Bayern mit seiner Prinzregentenzeit zwischen 1886 und 1913 (Prinzregenten Luitpold und Ludwig)  sowie aus Spanien, das ab 1947 wieder eine Monarchie war, freilich ohne König, der erst nach Francisco Francos Tod (1975) sein Amt antrat.

Erstaunlicherweise gibt es bisher von der ebenfalls patriotischen Fidesz-Partei keine Unterstützung für Ehrungen des ehemaligen Reichsverwesers. Vielleicht stört es so manchen Magyaren, dass Horthy den alten Kaiser Franz Joseph als Vaterersatz tief verehrt hat. Selbst lange nach dem Ableben des greisen Monarchen im Jahr 1916 bleibt es bei dieser Anhänglichkeit. Beim Staatsbesuch in Wien im November 1936 steigt der nunmehr selbst schon fast Siebzigjährige allein die Stufen in die Kapuzinergruft hinunter, wo er vor dem Sarg Franz Josephs einen Kranz niederlegt.

Horthy beschreibt die bewegenden Minuten in seinen Memoiren: Ich kniete nieder und betete ein Vaterunser. Seine Majestät war mein Lehrmeister, dem ich viel verdanke. Als Staatsoberhaupt stand ich oft vor schwerwiegenden Entscheidungen. Immer dachte ich daran, wie würde Franz Joseph an meiner Stelle entscheiden. Auf seine Weisheit konnte ich immer vertrauen und bin niemals enttäuscht worden.

Nachdem Admiral Horthy im Herbst 1944 durch die Deutschen mit sanfter Gewalt aus seinem Amt als Staatsoberhaupt entfernt (Nachfolger ist Ferenc Szálasi, Chef der sozialistischen [!] Pfeilkreuzler-Partei) und als Gefangener nach Bayern verschleppt wird, zieht er sich schlussendlich nach Portugal ins Exil zurück. Dort wird der praktisch Mittellose durch Geldzuwendungen dankbarer ungarischer Juden unterstützt. Auch deshalb, weil Horthy einen Gutteil der Budapester israelitischen Glaubensverwandten vor deren Vernichtung bewahrt hat. Absurd ist daher das von linker Seite vorgebrachte Argument, Horthy sei eine Art ungarischer Nationalsozialist und Hitler-Verehrer gewesen.

So protestierte die DK-Fraktion des ehemaligen Lügen-Premiers Ferenc Gyurcsány gegen die Aufstellung der Horthy-Büste. Laut Fraktionssprecherin Olga Kálmán vertritt die DK (Demokratische Koalition) den Standpunkt, dass jeder, der wie ein Nazi denkt, der wie ein Nazi argumentiert und der einem pro-nazistischen Staatsoberhaupt huldigt und diesem gedenkt, selbst ein Nazi ist. Da gebe es nichts zu beschönigen oder erklären.

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