Autor: Manfred Tisal Bild: PxHere Lizenz: –
Wer recht verrückt zur rechten Zeit,
wird auch am schnellsten wieder g’scheit.
Mit dem der nicht will, hat man’s G’frett,
der hält den Mund und geht ins Bett.
Der Narr, der schöne Stunden nutzt,
der hat vom Leben was gehabt, wenn er sich einmal putzt.
So heißt es in einem Narrenspruch aus Konstanz, der vielfach den Nagel auf den Kopf trifft. Zumindest aus der zahlreichen Narren Sicht, die landauf, landab das Publikum zum Lachen auffordert und sich nicht davor scheut, auch der Politik mit losem Maul den Spiegel vorzuhalten. Den Betroffenen bleibt dann nichts anderes übrig, als gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Betrachtet man die Geschichte des Narrentums, so waren es hoch angesehene Hofnarren, die das Recht hatten, zu einer bestimmten Zeit im Jahr der Obrigkeit den Spiegel vorzuhalten, ohne mit einer Strafe rechnen zu müssen. In einer Zeit der Knechtschaft und Diktatur durch die Landesherren war es schon damals ein zeitlich eingeschränkter Hauch von Demokratie, wenn man als närrischer Mitbürger die Möglichkeit hatte, ungeschminkt die Wahrheit zu sagen.
Was jedoch einst, nach Ende der Narrenzeit mit den Narren geschah, darüber schweigt die Geschichte. Was hat sich bis heute daran geändert? Wenig, wenn nicht nichts. Man hört zwar die Rufe und Worte der Narren mit einem Ohr, lässt es im Zwischenraum zum anderen Ohr geschehen, um sie dann beim anderen Ohr wieder in das Nichts zu entlassen. Der Narren Worte zwar gehört, hat die Betroff´nen nie gestört. Es sind halt Narren. Und auch mit denen und deren Wahrheiten muss man leben. Und es wird sich vermutlich, wie einst im Mittelalter, trotz der unverblümten Wahrheit, die Narren auf den Narrenbühnen von sich geben, nichts ändern. Viele Landsleute sind sich aber gerade jetzt, in der von Krisen geschüttelten Zeit einig, dass die größte Narrenbühne das Parlament ist. Wen wundert es? Ein mit 400 Millionen Renovierungskosten wieder aufpoliertes protziges Prunkstück österreichischer Baukultur. Schlaf- und Handyspielplatz für Volksvertreter, die sich um die Wette beschimpfen, beflegeln und niederzureden versuchen. Auch wenn es bei den Reden so manchen Lichtblick, was Zukunftsperspektiven anbelangt, gibt, so scheint das hellste Licht, durch die Glaskuppel des Plenarsaales zu scheinen.
Was müssen sich bei den hohen Kosten jene Bürger denken, die mit einem Mindesteinkommen das Auskommen finden müssen? Mit keinem Wort jedoch das Volk erwähnend, das für das Imageprojekt einer vielfach und auf Grund der zahlreichen Korruptionsskandale schon in Frage gestellten Demokratie bluten muss. Mag es auch närrisch klingen, aber ein Narr ist der, der ignoriert, was ein Narr dazu zu sagen hat. Is ja wahr!
Manfred Tisal ist Kabarettist, Moderator, Autor und Journalist.
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