SPÖ: Wehe, wenn man einmal die Basis befragt …
Der obige Titel entstammt der Ausgabe einer renommierten Wiener Tageszeitung namens „Österreich“. Das gewöhnlich gut informierte Medium greift, quasi als Zugabe, zum Untertitel Feuerwehr-Sektion kickt Ngosso raus.
Die Rede ist von Mireille Ngosso, von den roten Parteioberen in Aussicht genommene Spitzenkandidatin für die Bezirksvorsteherin des ersten Wiener Gemeindebezirks (Innere Stadt). Ngosso fällt bei der geheimen Abstimmung an der roten Basis (126 Vertrauenspersonen) prompt durch. Auf mehr als der Hälfte der 126 Stimmzettel ist ihr Name durchgestrichen. Die Zeitung „Österreich“ zitiert einen Teilnehmer, der meint, die starke rote Feuerwehr-Sektion (Am Hof logiert die Wiener Berufsfeuerwehr), aber vielleicht auch die Pensionisten hätten ihr die Stimme versagt.
Warum wohl? Ngosso ist laut Wikipedia eine afroösterreichische Ärztin. Das ist in Zeiten des Corona-Virus gewiss kein Nachteil. Also was dann? Ngosso wurzelt in der Demokratischen Republik Kongo (laut „Die Presse“ in der Dominikanischen Republik). Könnte das eine Rolle gespielt haben? Man weiß es nicht. An sich gelten ja die Sozis als wackere Internationalisten, die gegen eine eingebürgerte Kongolesin wenig einzuwenden hätten.
Trotzdem ist Österreich eine Insel der Seligen, wenn wir nach Italien oder Frankreich schauen. Im Stiefelland wurde Kashetu „Cécile“ Kyenge, ebenfalls kongostämmig, ebenfalls Ärztin, am 14. Juli 2013 mit einem Orang-Utan verglichen. Und knappe zwei Wochen darauf wirft man Bananen in Richtung der Kyenge, legt auch welche auf ihren Stuhl am Podium.
Ähnliches in Frankreich. Da meldete „Die Presse“ am 13. November 2013 unter dem Titel Eklat in Frankreich: Ministerin mit Affen verglichen unter anderem folgendes: „Der rassistische Titel der rechtsextremen Wochenzeitung ‚Minute‘ sorgt in Frankreich für Empörung: Unter einem Foto der schwarzen Justizministerin Christiane Taubira schreibt das Blatt am Mittwoch: ‚Gerissen wie ein Affe, Taubira findet die Banane‘.“
Zurück zur Basis. Die ist immer unberechenbar. Bei den Grünen heißen sie nicht umsonst „Basiswappler“. Zuerst wird Werner Faymann ausgepfiffen, dann Peter Pilz abgeschossen, nun hat es die arme Austro-Kongolesin Mireille Ngosso erwischt.
[Autor: E.K.-L. Bild: APA/SPÖ Rathausklub Lizenz: –]