„Ich glaube nur die Umfragen, die ich selbst gefälscht habe,“ erklärte sinngemäß Winston Churchill. Und tatsächlich müssen Umfragen mit Vorsicht genossen werden. Wie überhaupt sämtliche Themen, die mit der Politik im Zusammenhang stehen.
Als Leitlinie empfahl einer der seriösen Meinungsforscher, Wolfgang Bachmayer von OGM, man solle an Umfrageergebnissen schnuppern, aber sie niemals inhalieren. Also dem Vorbild Bill Clintons am College im Umgang mit illegalen Rauchwaren zu folgen.
Trotz alledem erreichen den Kontinent erfreuliche Daten von den britischen Inseln. Die Tories liegen in den Umfragen zwischen 35 und 37 Prozent. Labour hingegen bei 22 bis 24 Prozent. Vom Remain-Kurs profitiert LibDem, also die Liberaldemokraten, mit Werten knapp hinter Labour. Nigel Farages Brexit-Party verliert zugunsten der konsequenten Haltung von Boris Johnson, liegt aber noch bei 14 Prozent.
Das Vereinigte Königreich kennt das „First past the Post“-System. Also ein relatives Mehrheitswahlrecht. Mit besagten Werten können die Tories durchaus reüssieren. Verhandlungen zwischen Farage und Johnson mögen in der Tat vom Erfolg gekrönt sein. Schließlich verfolgt man ein gemeinsames Ziel. Und Johnsons Haltung besagt immer mehr dem Geschmack der Brexiteers.
Vor Johnsons Wahl zum Parteivorsitzenden lagen Tories und Labour etwa gleichauf im oberen 20er Bereich. Die Entwicklung der demoskopischen Daten untermauert die Loslösung der veröffentlichten Meinung von der öffentlichen Meinung.
Ebenfalls interessant ist eine Umfrage aus Übersee. Die Demokratin Warren hat dort den Favoriten Biden in Iowa überholt. Iowa ist der erste Staat, in dem traditionell die Vorwahlen beginnen. Dort sind bereits mehrere Favoriten schlecht gestartet und mussten später die Segel streichen. Beispielsweise Hillary Clinton gegen Barack Obama 2008. Biden liegt bei 20 Prozent hinter Warren mit 22. Entspräche das Umfragebild der Berichterstattung, müsste Biden mit einem unangefochtenen Start-Ziel-Sieg rechnen dürfen.
Das österreichische Bundesheer gab eine Umfrage in Auftrag. Über 50 Prozent der Österreicher sprechen sich für eine Erhöhung des Heeresbudgets aus. Angesichts der österreichischen Neigung das Heer zu mögen, aber kein Geld dafür ausgeben zu wollen, ein recht hoher Wert. Ebenso überrascht die Mehrheit im Hinblick auf eine Verlängerung des Wehrdienstes. Vor allem Männer und Ältere sprechen sich dafür aus. Nach dem Motto: Schadet nicht. Wir haben es auch überlebt.
In Anbetracht der großen Unterschiede zwischen Journalismus und Demoskopie ist man versucht, Churchills Einschätzung zu erweitern: Ich glaube nur die Berichterstattung, die ich selbst gefälscht habe. Und in Anlehnung an Bill Clinton: An der Berichterstattung nur schnuppern. Nicht inhalieren.
[Autor: G.B. Bild: www.wikipedia.org/Stefano Corso. Pensiero Lizenz: –]
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