Manfred Tisal darüber, dass Corona oder Covid-19 die Welt verändert. Und das uns die gemeinsame Sorge um den Zusammenbruch des Gesundheitssystems zusammen schweißt.
Das Gros der Bevölkerung akzeptiert die Maßnahmen der Regierung und hält sich an die Anordnungen. Ausgangseinschränkungen, Besuchsverbote, freiwillige Isolierung. Sogar Politiker versuchen, über alle Parteigrenzen hinweg, auch wenn es so manchen schwer fällt, Einigkeit zu zeigen. Man lässt sich aber ein Türchen offen, um in der Zeit nach der Krise sagen zu können, „wir haben gewarnt oder wir haben ja schon immer gesagt“. Aber wie sieht es mit der Kehrseite der Medaille aus? Es wird deutlich, dass der Zusammenhalt in der Bevölkerung, wenn es um Einschränkung aller sozialen Kontakte geht und um den die Politik ersucht, auch einen negativen Beigeschmack hat. Nämlich den der Vereinsamung von hilfl osen, älteren, kranken, zur den Risikogruppen zählenden Menschen in diesem Land.
Freilich herrscht anfangs Hilfsbereitschaft, aber letztendlich ist, da Gefahr in Verzug ist, jedem das Hemd näher als der Rock und der allerengste Familienkreis (Frau und Kinder) näher als Oma und Opa, Onkel oder Tante. Vielleicht weckt es in ihnen auch ein Gefühl der Ausgegrenztheit. Das Gefühl, nicht mehr zum unmittelbaren Familienkreis zu zählen. Man ist nur mehr eine Art Gefahrengut einer Gesellschaft. Freilich helfen Smartphone und Skypen in vielen Fällen über die Einsamkeit hinweg.
Doch wer eines dieser Kommunikationshilfsmittel besitzt, gerät zwangsläufi g auch in die Fänge von Fakes, die schonungslos und mit Hilfe von Verschwörungstheorien klarmachen, dass sich die Welt der schwachen Mitmenschen entledigen will. Frau Legarde, die Präsidentin der Europäischen Zentralbank, hat es vor einigen Wochen unmissverständlich ausgedrückt. Sie meinte: „Das größte Problem der Zukunft sind die alten Menschen. Dagegen muss etwas getan werden“. Na ja, jetzt wurde Legarde eine Lösung in den Schoß gelegt. Man liest von fallenden Kursen an der Börse.
Von einschneidenden Verlusten der Weltwirtschaft. Von drohender Arbeitslosigkeit und Unternehmern, die schuldenbeladen ihren Laden dicht machen müssen. Zwangsläufi g stellt sich dann, vor allem für die Bezieher kleiner Renten, die Frage, wann geht die Forderung nach Zusammenhalt so weit, dass man uns einen Obolus zwangsverordnet.
Aber Schwarzmalen ist jetzt noch nicht angesagt. Wie gesagt, noch nicht. Jetzt heißt es, ein kleines, weder für Kurz- noch Weitsichtige mit freiem Auge erkennbares Problem zu bekämpfen. Ein Kampf, den wir letztendlich gewinnen werden. Die Frage ist nur, welche Opfer wir dafür erbringen müssen. Denn selbst wenn der Virus bekämpft, ein Ende der sozialen Enthaltsamkeit winkt, Normalität einkehrt und uns der Alltag mit seinen vielfältigen Problemen wieder überrollt, geht Corona weiter. Letztendlich jedoch wieder mit der Bitte um Einigkeit und Zusammenhalt. Wie immer, wenn – aus welchen Gründen auch immer – der Hut brennt.
Manfred Tisal ist Kaberettist, Moderator, Autor und Journalist, besonders bekannt wurde er durch seine Rolle als EU-Bauer beim Villacher Fasching.
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