Corona vs. Bildung

by admin2

Hieß es im ersten Lockdown von Experten, dass in Schulen und bei Kindern die geringste Ansteckungsgefahr besteht, so belehren uns die gleichen Experten im zweiten, gegenwärtigen Lockdown eines Besseren. Warum sonst wurde eine Schließung aller Schulen veranlasst? Der hochwohllöblichen Regierung muss man zugutehalten, dass sie den Ratschlägen der Fachleute ausgesetzt waren und die Schulschließung der Ansteckungsgefahr zuliebe auch befolgten und letztlich verordneten. Maßnahmen, die zusehends Kritik ernten. Selbst Expertenkollegen finden diese Maßnahmen nicht zielführend und äußern Bedenken.

Dass trotz Schließung eine schulische Betreuungsmöglichkeit für berufstätige Eltern in den Raum gestellt und auch verwirklicht wurde, mag zwar positiv sein, dient aber nicht der Weiterbildung der Jüngsten. Volksschüler müssen die Lehrkraft gegen Mama oder Papa tauschen und ihren bzw. von den Lehrern vorgegebenen Hinweisen, Anordnungen und Aufgaben Folge leisten. Dabei könnte man das Bemühen der Eltern, den Kindern statt der Lehrkräfte den Unterrichtsstoff selbst beizubringen, etwas erleichtern. In den 1960er-Jahren gab es im TV bereits eine Schulsendung. Anstatt den TV-Konsumenten tagtäglich vor Augen zu führen, wie großzügig der staatliche Rundfunksender ORF es der Regierung ermöglicht, Informationen kostenlos weiter zu geben, sollte er sich gerade in dieser Krisenzeit bemühen, seinem Bildungsauftrag gerecht zu
werden.

Ohne Eingriff in die individuellen Lehrvarianten der Lehrkräfte könnte in Alters- oder klassenstufenspezifischen Sendungen der Lehrstoff geübt oder wiederholt werden. Das ABC, die Ziffern und ein gemeinsames Lesen mit Moderatoren oder geeigneten Lehrern könnten wesentlich dazu beitragen, das Bemühen der Eltern zu erleichtern, dem Home-Schooling gerecht zu werden. Für Sitcom-Serien, Zeichentrickfilme mit abartigen Figuren und Science Fiction-Serien, die der Weiterbildung nicht unbedingt dienlich sind, ist immer noch Zeit in den drei Programmen, mit denen der ORF aufwarten kann. Vier Vormittagsstunden der Volksbildung zu widmen, ist nicht zu viel verlangt für einen Sender, der mit den Mitteln der Seher und des Volkes erhalten und finanziert wird. Humorvoll und fesselnd präsentiert, wäre es vielleicht sogar eine Möglichkeit, dem allgemeinen mangelnden Interesse der Kinder an Bildung Einhalt zu gebieten. Wie heißt es so schön: Für das Leben lernen wir. Mag schon sein, dass dieser Vorschlag bei einigen auf taube Ohren stößt, dies aber nur, weil sich zwischen den Ohren zu wenig befindet. Ein Eindruck, der in letzter Zeit, angesichts einiger nicht gut durchdachter Maßnahmen der Regierung, zwangsläufig entsteht.

Manfred Tisal ist Kabarettist, Moderator, Autor und Journalist.

[Autor: Bild: Pxhere Lizenz:-]

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