Manfred Tisal über Corona und die große Verschwörung
Was noch unerwiesenermaßen mit einer Fledermaus in Wuhan begonnen haben soll, gibt seit Monaten Anlass für unzählige Verschwörungstheorien. Der Grund dafür ist einfach. Sowohl Virologen, Pandemieexperten, Bakteriologen, Seuchenforscher, Fachärzte, Spezialisten, Pharmazeuten, Ärzte und Wissenschafter aller Orientierungen, ja sogar Mathematiker und Wahrscheinlichkeitsexperten, wie man sie auch immer nennen mag, sind sich über Ursachen, Wirkungen und Folgen weltweit uneinig. Und genau dieses Rätselraten gibt vielen „Unwissenden“ zu denken. Die einen sagen, Bill Gates hätte die Finger im Spiel, da ihm die Weltgesundheit am Herzen liegt und er an einem Forschungslabor in Wuhan beteiligt ist. Ein Unfall in einem solchen sei die Ursache für diese Pandemie. Wieder andere sehen darin eine Maßnahme der Bilderberger, eine Weltbevölkerungsreduzierung für eine neue Weltordnung zu erreichen. Pamela Rendi-Wagner, Gerhard Zeiler, Ursula von der Leyen und einflussreiche Manager, Banker und Politiker sollen dieser weltweiten Organisation angehören. Wieder andere sehen Wirtschaftsmagnaten, Banken und Versicherungen als Motoren von Corona, um der Weltwirtschaft zu einem Neubeginn nach einer totalen Niederlage zu verhelfen. Ein Quentchen möglicher Ursachen mag ja in jeder dieser Theorien stecken.
Diejenigen, die sich jetzt wohl oder übel in die Zwickmühle begeben müssen, sind die politisch für Lösungen Verantwortlichen. Sie stehen zwischen den zahlreichen Meinungsfronten eines Krieges, den sie mit einer bis dato unbekannten Macht führen müssen. Sie müssen aus dem Bauchgefühl, unter Einfluss von Experten, die sich selbst nicht einig sind, Entscheidungen treffen, deren Wirkung und Folgen ungewiss sind. Noch kurioser als manche Verschwörungstheorien sind die kursierenden Varianten der eventuellen Verhinderung einer Ansteckung. Eine Mischung aus Kräutern aus dem Garten Gottes soll helfen. Bevor man jedoch das Rezept dieser Mischung erhält, muss man tief in die Tasche greifen. Die neueste Variante wird die Raucher freuen. Kein Virus klammert sich an eine nikotingeteerte Lunge. Diese Meinung wird zusätzlich durch die Tatsache untermauert, dass es diesbezüglich noch keine Studien oder Tests gegeben hat.
Doch es besteht berechtigte Hoffnung, dass es bald ein Mittel geben wird. Unser Herr Bundeskanzler und unser Herr Gesundheitsminister gaben in Pressekonferenzen der Hoffnung Ausdruck, dass es bereits im Jänner 2021 vermutlich und eventuell so weit sein könnte. Man schürt Hoffnung in der Hoffnung, dass es so sein könnte.Sechs Millionen Einheiten oder Ampullen hat man schon bei einem bestimmten Pharmakonzern (hoffentlich ohne Beteiligung eines Lobbyisten) reserviert, obwohl es den Impfstoff noch gar nicht gibt und einstweilige Testergebnisse besorgniserregende Nebenwirkungen gezeitigt haben. Eine Erkenntnis haben wir alle gewonnen. Nämlich die Erkenntnis, dass wir nichts wissen, außer dass wir angehalten werden, Masken zu tragen, um uns und unsere Mitmenschen zu schützen. Und wer nicht davon überzeugt ist, das es vor Corona schützt, dem sei gesagt, das die Masken auch vor Schnupfen und damit Grippeviren schützen. Und wer, was das Coronavirus anbelangt, nicht an die Fledermaus von Wuhan glaubt, der beginne von vorne zu lesen.
Manfred Tisal ist Kabarettist, Moderator, Autor und Journalist.
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