Offener Brief an Franzobel
Soeben habe ich mit mäßigem Vergnügen Ihren Text über das „Humtata und Rumstata“ im Spectrum der „Presse“ vom 20. Juni d. J. gelesen. Ihre Anregung wieder mehr Radio zu hören, ging bei mir freilich ins Leere, denn ich bin seit frühester Jugend ein großer Freund des Radiohörens und bin es erstaunlicherweise noch immer geblieben. Trotz des politisch korrekten Schrots, der da meistens verzapft wird und der bisweilen unerträglich gewordenen ultralinken Propaganda, die dem Hörer, der Hörerin zugemutet wird.
Dass Sie und Ihr Bruder aus reiner Opposition zu Ihrem Vater Eichenfeinde geworden sind, ist für mich völlig unverständlich, hatte ich doch immer ein ausgezeichnetes Verhältnis zu meinem Vater, dem ich – wie meiner Mutter auch – alles Wesentliche im Leben verdanke. Womit ich keine materiellen Güter, sondern eine humanistische Grundeinstellung (mit Reifeprüfung in Latein und Griechisch), die Liebe zur Natur und den Künsten meine.
Zu guter Letzt hat es mich doch sehr verwundert, wenn auch nicht unbedingt überrascht, dass sich ein studierter Germanist und preisgekrönter Schriftsteller grobe grammatikalische Schnitzer wie ein falsches Genus erlaubt. Wenn Sie beispielsweise schreiben: dass „das Gehäuse des kleinen Radios, d e n“ Sie immer mit sich führen, aus Mahagoni gefertigt ist. Außerdem müsste es doch statt das „angeschaltete“ wohl das „eingeschaltete“ Radiogerät heißen. Dass Ihr Radiogerät ausgerechnet aus Mahagoni gefertigt ist, macht die Angelegenheit noch schlimmer, ist doch der Mahagonibaum zum einen streng geschützt und zum anderen sein „CO²-Abdruck‟ ganz schlecht, da er ja aus Urwäldern in Übersee kommt.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen für die eben beginnende Sommerzeit alles Gute, Gesundheit und weiterhin viel Vergnügen mit Ihrem aus Mahagoni gefertigten Radioapparat.
[Autor: H.M. Bild: Wikipedia/Bernhard Holub Lizenz: CC BY-SA 4.0]