Entnationalisierter Nationalfeiertag

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Brüssel und syrischer Reis, statt Portisch und Wiener Schnitzel…

Nationalfeiertag 2019. Die „Ostarrichi“-Urkunde hat ihren Weg zurück nach Österreich gefunden. Kurzfristig. Gemeinsam mit den Verträgen von St. Germain, der Unabhängigkeitserklärung, dem Staatsvertrag sowie dem EU-Beitrittsvertrag teilt sie das Schicksal, entweder verschollen oder im Ausland zu sein.

Dies liegt in der Geschichte Österreichs begründet, welche einerseits mit der europäischen Geschichte im Allgemeinen und der deutschen Geschichte im Besonderen verwoben ist. Und andererseits durch verlorene Kriege.

Der Vertrag von St. Germain, vom französischen Ministerpräsidenten Clemenceau mit den Worten: „Und der Rest ist Österreich“ kommentiert, war das Produkt der Niederlage sowie des Untergangs der Habsburgermonarchie im Ersten Weltkrieg. Aufbewahrt in Paris, während des Zweiten Weltkrieges nach Berlin überführt, dort verloren im so genannten „Fog of War.“ Ebenso die Unabhängigkeitserklärung von April 1945. Verloren in der Nachkriegsära.

Der Staatsvertrag befindet sich in Moskau. Unterfertigt am 15. Mai. Dennoch ist der Staatsfeiertag am 26. Oktober. Mitte Mai ist zeitlich wohl zu knapp am 1. Mai.

In der Volksschule lernten die Kinder noch, dass am 26. Oktober der letzte alliierte Soldat, ein Russe, Österreich verlassen habe. Tatsächlich ereignete sich dies am 25. Oktober und es war ein Brite. Aber wie erklärt man einem Volksschüler die immerwährende Neutralität? Wenn es angesichts der Realpolitik der letzten Jahrzehnte nicht einmal möglich ist, einem Erwachsenen diese hinlänglich zu erklären.

Außerdem passte die Erzählung vom Russen, der Österreich verließ, besser als der Brite, der in Kärnten als Beschützer vor den einmarschierten Tito-Partisanen und in der Steiermark als Beschützer vor der weiter vorgedrungenen Roten Armee begrüßt wurde. Die Briten und US-General Patton waren in der Hinsicht am pragmatischsten.

Am 26. Oktober „begann“ auch die schwierige Geschichte zwischen dem Dritten Lager und der „neutralen“ Zweiten Republik. Der Preis für die Wiedererlangung der Souveränität war die Neutralität. Alle waren bereit diesen Preis zu zahlen. Lediglich die Freiheitlichen verließen die Abstimmung. Trotz grundsätzlicher Befürwortung musste ein Zeichen Richtung Deutschland und NATO gesetzt werden. Tempora mutantur et nos in illis.

Mittlerweile haben sich sämtliche ernstzunehmenden Politikakteure mit Hilfe österreichischer Nonchalance in der Nation Österreich eingerichtet. Die Ostarrichi-Urkunde ist die Schenkung Kaiser Ottos III. an den Bischof von Bamberg. Dennoch trennt die gemeinsame Sprache Deutsche und Österreicher, a la Karl Kraus. Man bemüht das tschechische Sprichwort: Österreicher sind schlampige Deutsche. Man beruft sich der Schweizer Weisheit: Österreicher sind der gescheiterte Versuch, aus Italienern Deutsche zu machen. Und die Schweizer waren ebenso lange im Sacrum Imperium wie die Niederländer. Bis 1648.

Und man erinnert sich der Sanktionen von 2000. Trotz gewisser Sympathien für den Facharbeitercharme von Gerhard Schröder. Und man erinnert sich der Fluchtmigrationskrise von 2015. Der Wiener Historiker Lothar Höbelt brachte es in seiner unvergleichlich launischen Art auf den Punkt: Für heutigen Sozialisten ist der Arbeiter ein Faschist. Für heutige Christlichsoziale ist der Papst fehlbar. Für heutige Nationale ist Deutschland links und dekadent.

Dies führt wiederum zum eigentlichen Kern der Sache. Gebührenradio und Gebührenfernsehen: Ein Ausnahmesyrer erzählt von seiner Odyssee. Ausnahme aufgrund seiner ausgezeichneten Deutschkenntnisse. Er kocht steirische Kürbiskernsuppe und ein syrisches Reisgericht. Wir begehen den Nationalfeiertag multi-kulturell.

Der ehemalige Bundespräsident Fischer erzählt vom EU-Beitritt. Der großen Zustimmung bei der Volksabstimmung 1994. Er verschweigt Busek, die „Internationale“ im SPÖ-Festzelt singend. Er verschweigt das Nationalratswahlergebnis von Herbst 1994. Er verschweigt Eurokrise und Migrationskrise. Wir begehen den Nationalfeiertag Brüssel-freundlich.

Stattdessen hätte man für die Bildungsbürger Hugo Portisch-Wiederholungen bringen können. Kann man sich immer wieder anschauen. Stattdessen hätte man auch den „Bockerer“ und den „Mundl“ bringen können. Bei allen Abstrichen. Geht immer wieder. Stattdessen hätte man auch „Sissi“, „Deutsch- und Hochmeister“, „Luis Trenker“ etc. bringen können. Stattdessen hätte man auch für den großen Sohn der Heimat aktuelle Werbung machen können, mit Hilfe eines Schwarzenegger-Festivals. Schließlich demonstriert er die Notwendigkeit von Wehrhaftigkeit auf eine ironische Art und Weise.

Kaum hat sich Österreich mit sich selbst versöhnt, treten Islamisierung und EU-Zentralismus auf den Plan.

[Autor: G.B. Bild: www.wikipedia.org/Otto III. Lizenz: ]

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