Autor: E.K.-L. L
VdB-Unterstützerin warnt vor Spaß-Vögeln
Mein Gott, im grünen Fan-Klub des parteiunabhängigen Präsidentschaftskandidaten Alexander Van der Bellen dürfte schon das große Fracksausen eingesetzt haben. Wie anders ist es zu erklären, dass im lachsfarbenen Zentralorgan des Gutmenschentums ein als Gastkommentar bezeichneter Text erscheint, der auch als entgeltliche Werbeeinschaltung für den Mann in der Hofburg durchgehen könnte.
Zur Sache: Am Sonntag, dem 19. Juni, ist im „Standard“ ein Kommentar mit dem ein bisserl reißerischen Titel Pogo-Kandidatur: Ein Spaßvogel in der Hofburg? zu lesen. Ein solches Unterfangen sei, so die Autorin Nina Hoppe gleich im Untertitel, demokratiegefährdender Populismus. Hoppe, eine ausgelernte Historikerin, charakterisiert ihren Brotberuf mit dem Wort „Kommunikationsberaterin“. Was sie der Leserschaft verschweigt: 2016 saß sie in einem Unterstützungskomitee für Van der Bellen. Jetzt wirbt sie wieder für ihn. Alte Liebe rostet nicht.
Ganz im Sinne des betreuten Denkens bewertet Frau Hoppe ein grundlegendes staatsbürgerliches Recht als Gefahr für die Demokratie. Wie immer man zu Herrn Dr. med. univ. Dominik Wlazny alias Marco Pogo, dem Vorsitzenden der Bierpartei, politisch stehen mag: Dieser österreichische Bürger hat zweifellos die legitime Befugnis, sein passives Wahlrecht auch bei einer Bundespräsidentenwahl auszuüben. Ihn als Spaßvogel herunterzumachen, spricht nicht gerade für gute Manieren.
Frau Hoppe belehrt den Leser: Es geht hier nämlich auch um den Respekt einem Amt gegenüber, das inhaltlich wie organisatorisch enorm komplex ist. Na ja, übertreiben braucht man halt auch nicht. Aber was den „Respekt“ anlangt, da liegt Nina Hoppe goldrichtig: Kann man einer Person besonderen Respekt entgegenbringen, die in Zeiten des Kalten Krieges die KPÖ wählt, sohin mit ihrer Stimme dartut, sie wolle die Bestrebungen der moskauhörigen Kummerln unterstützen, nämlich Österreich und seine Bürger hinter den Eisernen Vorhang zu verbannen? Ist großer Respekt angezeigt, wenn ein Mann die Verschleierung auch der einheimischen Frauen ins Auge fasst?
Politik braucht wieder mehr Ernsthaftigkeit. Einverstanden, verehrte Frau Hoppe. Bloß: Wie steht es mit der Ernsthaftigkeit, wenn jemand, der verheiratet ist – und sohin eheliche Treue gelobt hat – eine Affäre mit einer ihm vielleicht nicht formal, aber de facto untergebenen Mitarbeiterin beginnt? Wie ernst nimmt so jemand sein Gelöbnis?
Auch die Medien sind gefordert … die Kandidaten journalistisch herauszufordern. Volltreffer! Aber was macht man mit einem Kandidaten, der sich einer Diskussion mit seinen Mitbewerbern gar nicht erst stellen will? Weil – wie seine Unterstützer dartun – es der Würde des Amtes abträglich sei. Gesprächsverweigerung? Falls Herr VdB das ernsthaft in Erwägung zieht, dann sollten demokratisch gesinnte Bürger ihm am Wahltag die gebührende Lektion erteilen.