Unter dem Titel „Der Politische Islam als Gegenstand wissenschaftlicher Auseinandersetzungen und am Beispiel der Muslimbruderschaft“ hat die Dokumentationsstelle den politischen Islam als wichtigen Akteur analysiert.
„Die Studie kommt zu dem Schluss, dass die Muslimbruderschaft ein wichtiger Akteur des politischen Islam in Österreich ist und den Islam als der Grundordnung in Österreich und Europa überlegen ansieht.“, so Lisa Fellhofer, Direktorin der Dokumentationsstelle Politischer Islam. Durch straffe Organisation und ein selbstbewusstes Auftreten gelänge es deren Mitgliedern, sich an wichtigen Stellen der Gesellschaft zu positionieren, um die Mohammedaner ihren Vorstellungen zu beeinflussen und so auch gegenüber dem Rest der Bevölkerung als Vertretung der Moslems des Landes auftreten zu können. „Eine verhältnismäßig kleine Zahl aktiver Mitglieder der Bruderschaft spielt so eine unverhältnismäßig große gesellschaftliche Rolle“, analysiert Fellhofer.
Während den meisten Anhängern der Bruderschaft bewusst sei, dass ein islamischer Staat in Europa ausgeschlossen ist, werde auch in Österreich an der Aufrechterhaltung und Herausbildung einer dezidiert islamischen Identität im mohammedanischen Teil der europäischen Gesellschaft gearbeitet. Zu diesem Zweck würden Aktivisten der Bruderschaft in Europa ein weitverzweigtes personelles, finanzielles und institutionelles Netzwerk formen.
Darüber hinaus würde die Moslembruderschaft laut Fellhofer gesellschaftlich wichtige Debatten zu ihren Zwecken vereinnahmen. „Opfernarrative und eine damit verbundene Wir-gegen-Sie Mentalität fördern die Spaltung der Gesellschaft. Diese Ideologie der Muslimbruderschaft kann als ,Durchlauferhitzer‘ den Grundstein zu einer weiteren Radikalisierung legen und beispielsweise die Rekrutierungsbestrebungen jihadistischer Gruppierungen erleichtern“, so die Leiterin der Dokumentationsstelle.
Der Politische Islam generell sei eine Gesellschafts- und Herrschaftsideologie, die die Umgestaltung bzw. Beeinflussung von Gesellschaft, Kultur, Staat und Politik anhand von solchen Werten und Normen anstrebt. Diese werden von Verfechtern als islamisch angesehen, sind aber im Widerspruch zu den Grundsätzen des demokratischen Rechtsstaates stehend.
[Autor: M.M. Bild: Wikipedia/Muslim Brotherhood Lizenz: –]