Der Advent ist nicht nur der „Countdown“ bis Weihnachten, sondern auch der „Countdown“ bis zum neuen Jahr. Was angesichts von Trump, Brexit, Islamisierung, Afrikanisierung, Sinisierung sowie Ent-Industrialisierung in den Hintergrund tritt, ist der Umstand, dass wir uns vom zweiten Jahrzehnt des neuen Jahrhunderts verabschieden. Auf den Westen warten die 20er Jahre. Und die Bilanz über die 10er Jahre.
Die Jahrhunderte sowie die Jahrzehnte dienen als Gedankenstützen bzw. als Erklärungshilfen. So wie Sprichwörter keine Gebrauchsanweisungen darstellen, sondern vielmehr Deutungslinien bzw. Handlungsempfehlungen, ist die Einteilung der westlichen Historie in 18. Jahrhundert, 19. Jahrhundert, 70er Jahre, 80er Jahre etc. eine gedankliche Hilfskonstruktion. Man kann sie ernst nehmen. Aber man darf sie nicht wortwörtlich nehmen.
So spricht man vom langen 19. Jahrhundert und vom kurzen 20. Jahrhundert. Ersteres umfasst die Zeit von der französischen Revolution 1789 bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914. Letzteres umfasst die Zeit vom Ersten Weltkrieg bis zum Ende des Kalten Krieges. So betrachtet begann das 21. Jahrhundert mit Mauerfall, Wiedervereinigung sowie Untergang der Sowjetunion zwischen 1989 bis 1991.
Wenn große Umbrüche, Verwerfungen, Umwälzungen zufällig zu Beginn oder Ende eines Jahrzehnts stattfinden, könnte man von einem historiographischen Standpunkt aus von einem Glücksfall sprechen. Das kurze 20. Jahrhundert verschob die Deutungslinie zum 21. Jahrhundert, aber es schaffte eine klare Trennlinie zwischen 80er und 90er Jahre.
Unter eben diesen Gesichtspunkten sollte auch die Wende von 10er Jahren zu 20er Jahren betrachtet werden.
Bemerkenswerterweise kann man dies einem Volksschüler erklären, aber unmöglich einem Juristen.
Was natürlich nicht bedeutet, dass junge intelligente Leute dieses Studium meiden sollten. Es stellt sich vielmehr die Frage, ob man mit der Machete einen Weg durch Dschungel bahnt oder man das Dickicht verstärkt.
Das Ausschreiten des Globalismus ging mit Merkel und Obama einher. Eurokrise, Migrationskrise etc. dienten als Brandbeschleuniger. Brexit und Trump symbolisieren die rasch hochgezogenen Bandschutzmauern. Ob es zu einer Verfestigung der Gegenreaktion des Souveränismus kommt oder ob der Globalismus nur einen kurzen Rückschlag hinnehmen musste, wird sich in den nächsten Monaten weisen.
Wenn in der aktiven Historie derart viel in Fluss ist, tritt der Wechsel von einem zum nächsten Jahrzehnt in den Hintergrund. Und die Errichtung von Gedankenstützen wie Deutungslinien obliegt nachfolgenden Generationen. Die gegenwärtigen Generationen widmen sich vielmehr den Kulminationspunkten des tobenden Kulturkampfes. Die Zeit für Reflexion wird sein. Aber sie ist nicht jetzt.
Ähnlich verhält es mit Beschreibungen bestimmter Generationen, welche an Jahrzehnte gekoppelt sind. Hippies, Yuppies, Babyboomer, Millennials, Generation Y, Generation Z etc.
Auf jeden ungewaschenen Krakeeler kommen zig Wehrdienstleistende. Auf jeden gewissenlosen Karrieristen kommen zig Farmer, Bauern, Facharbeiter, Unternehmer etc. Auf jeden hysterischen Bäumeumarmer kommen zig Beschäftigte in Auto-, Kohle-, Öl-, Gas-, Atomindustrie etc. Auf jeden identitätsnegierenden Bahnhofklatscher kommen zig heimatbewusste Traditionalisten.
Auf jede so genannte Schneeflocke, die ob Salutschüssen in Tränen ausbricht, kommen zig Angehörige von Sicherheitskräften, die das Wohl ihrer Schutzbefohlenen vor ihr eigenes Wohl stellen. Auf jeden militanten Hörsaalstürmer kommen zig wissbegierige, tüchtige sowie lernwillige Studenten.
Auf jedes Jahrzehnt kommt ein folgendes Jahrzehnt. Auf jedes Jahrhundert kommt ein folgendes Jahrhundert. Auf jeden Wahn kommt ein folgender Wahn. Auf jede Hysterie kommt eine folgende Hysterie.
Neue Eiszeit. Ozonloch. Waldsterben. Saurer Regen. Erderwärmung…
Auf jede Rückbesinnung auf die Vernunft folgt eine erneute Rückbesinnung auf die Vernunft.
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