Reaktionäres Tagebuch

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40 Fernsehmacher unterzeichneten einen Aufruf zur Unterstützung des WDR. Nein. Nicht um die Entschuldigung für den „Oma ist…“ zu bekräftigen. Sondern um den ungustiösen Missbrauch von Kindern zu bekräftigen. Unter den Fernsehmachern fanden sich der Redakteur der „Heute Show“ sowie der „Gag-Schreiber“ von Jan Böhmermann.

Der Verfasser dieser Zeilen muss diesbezüglich mehrfach an sich halten.

Die „Heute-Show“ war vor acht bis neun Jahren wirklich witzig. Nunmehr ist sie auf das Niveau von Böhmermann abgesunken, der nur alle heiligen Zeiten eine Pointe produziert.

Natürlich können Satiriker ebenso wie Sportler, Politiker, Schauspieler, Schriftsteller oder jeder andere Mensch einmal ein Formtief durchwandern müssen. Man denke an Nixon 1960. Pate III. John Cleese bei Willkommen Österreich. Etc.

Aber wenn der konsternierte Gebührenzahler zur Kenntnis nehmen muss, dass 40 Fernsehmacher, von denen er noch nie gehört hat, sich nicht nur dafür verantwortlich zeichnen, dass „Oma ist…“ auf Sendung ging, sondern auch den übrigen Unfug in geballter Mannstärke fabrizieren, dann erahnt man einerseits, wo die zig Millionen Zwangsgebühren versickern und andererseits, dass ein dutzend Untalentierter keinen Talentierten ersetzen kann. Aus dem vermeintlich individuellen Formtief wird ein kollektives Systemversagen.

Es bleibt zu hoffen, dass sich noch mehr Unfälle a la WDR ereignen. Mitsamt Verteidigungsaufrufen der Fernsehmacher.

Dadurch wird dem Zwangsgebührenzahler deutlicher als sonst vor Augen geführt, was für eine verkrustete Heerschar von Minderbegabten er durchfüttern muss. Im Sinne Napoleons: Den Gegner niemals davon abhalten einen Fehler zu begehen. Zeugt von schlechten Manieren.

Auch jenseits des Atlantiks treibt der linke Geist sein Unwesen. Das Museum für den Sanitätsdienst während des Bürgerkrieges bereitet die Entfernung der Südstaatenflagge vor.

Der Feldzug zur Umschreibung der Geschichte treibt immer absurdere wie lächerliche Blüten. Die Vergangenheit ist und bleibt ein fremdes Land mit eigenen Regeln. Dies zu ignorieren stellt den Versuch, dar längst überwundene Konflikte sowie verheilte Wunden erneut aufzureißen. Eine Gefährdung des Zusammenhalts einer Gesellschaft, lediglich um billige Punkte zu sammeln.

Der amerikanische Bürgerkrieg schmiedete die Nation zusammen. Ähnlich wie die deutsche Nation durch die Einigungskriege zusammengeschmiedet wurde. Gemäß Bismarcks: Geeint durch Blut und Eisen.

Man stelle sich vor, Militärmuseen in Deutschland entfernen alte österreichische Fahnen. Und umgekehrt Museen in Österreich alte preußische Fahnen.

Nach der Entfernung der Südstaatenfahne folgt die Entfernung der Fahne von Betsy Ross. Mit der Begründung, dass die Hälfte der Gründerstaaten Sklavenstaaten gewesen sind. In weiterer Folge werden George Washington und Thomas Jefferson am Mount Rushmore abgetragen, weil sie Sklavenhalter waren.

Ist dies erfolgt werden sämtliche neoklassizistischen Gebäude in Washington DC abgetragen. Inspiriert durch Griechen und Römer. Sklavenhalterstaaten.  Dann springt der Funke über auf Österreich. Parlament weg. Anlehnung an griechischen Tempel. Sklavenhalter.

Oder man wird wieder vernünftig und lässt die historischen Gebäude, Museen, Denkmäler usw. wie sie sind. Mit Ausnahme von notwendigen Renovierungen.

Da vorhin die Rede von Altösterreich wie Renovierungen gewesen ist: Vor kurzem wurde die Oper in Prag nach ihrer Überholung neueröffnet. Gegründet als deutsche Oper war dies der deutschen Kulturministerin eine Reise wert. Ebenso dem ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán.

Man weiß, was man dem kulturellen Erbe der Donaumonarchie schuldig ist. Nur nicht in Wien. Österreichs Repräsentanten glänzten durch Abwesenheit. Man hat vergessen, dass man mit Prag Jahrhunderte gemeinsamer Geschichte teilt. Mit Lunacek als Staatssekretärin für Kultur wird dies voraussichtlich nicht besser. Dort wird die gemeinsame Historie mit Afrika wie Asien gehuldigt. Mit dem weißen Mann als Ausbeuter wie Imperialisten.

In der „Kronenzeitung“ hat man hingegen das altösterreichische Erbe nicht vergessen. Rekrut Habsburg bekam eine doppelseitige Homestory. Vom Bürgermeister wie dem Kommandanten in der Kaserne begrüßt. Sonderbehandlung gibt es nicht. Nach einem Monat geht es ab ans Heeressportzentrum. Rennen fahren und dergleichen.

Zur Zeit des Verfassers dieser Zeilen haben Habsburgs noch den Dienst als „Einjährig-Freiwillige“ angetreten.

Tempora mutantur et nos in illis

[Autor: G.B. Bild: www.wikipedia.org/National Park Service Image Gallery Lizenz: ]

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