Serbien, Corona und die „europäische Solidarität“

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Von EU im Stich gelassen, bitten Präsident Vucic China um Hilfe

Am Sonntag hat Serbien wegen der Coronakrise den nationalen Notstand ausgerufen. Das wäre eigentlich keine Meldung wert. Berichtenswert ist aber, was Serbiens Präsident Aleksandar Vucic in diesem Zusammenhang gesagt hat. „Nur China kann uns in dieser Situation helfen“, so Vucic, der einen Brief an Xi Jinping geschrieben und seinen chinesischen Amtskollegen darin als „Bruder“ bezeichnet hat.

Vucic übte auch heftige Kritik an der Europäischen Union. So habe die Coronakrise gezeigt, dass die europäische Solidarität „nur auf dem Papier“ bestehe. Als Begründung nannte er den Exportstopp von medizinischen Gütern in Nicht-EU-Länder, den die EU-Kommission verhängt hatte. Serbien ist nicht Mitglied der EU, verhandelt aber mit Brüssel über einen Beitritt. Vucic sagte, er habe deshalb China gebeten, Serbien „alles“ zu liefern – „sogar Ärzte, weil unsere Ärzte bereits müde sind“. Am Montag gab es in Serbien bei einer Bevölkerung von sieben Millionen Einwohnern 55 bestätigte Coronafälle.

Diese Episode ist insofern interessant, weil die Beziehungen zwischen Peking und Moskau sehr intensiv sind und Serbien in der chinesischen Strategie zur Errichtung einer „neuen Seidenstraße“ nach Europa aufgrund seiner geographischen Lage eine besonders wichtige Rolle einnimmt. Daher gab es in den vergangenen Jahren zahlreiche chinesische Investitionen in diesem Balkanstaat.

Das Verhalten der EU dürfte jedenfalls dazu beitragen, dass die serbisch-chinesischen Beziehungen noch enger werden – was aus geopolitischen Gründen nicht jeden in Brüssel freuen wird.

[Autor: B.T. Bild: Wikipedia/European People’s Party Lizenz: CC BY 2.0]

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