Ein Paradebeispiel für politische Kurzsichtigkeit
Die Tageszeitung „Kurier“ vermeldet am 18. April 2020:
„Das kürzlich in der Messe Wien eingerichtete Betreuungszentrum für Covid-19-Krankheitsheitsfälle wird in diesen Stunden für eine Besiedlung vorbereitet … Insgesamt stehen im neuen Betreuungszentrum – der Begriff Lazarett wird vermieden – 1.300 Betten zur Verfügung. Die ersten 880 wurden nun aktiviert. Für 20 Prozent davon stehen … auch Beatmungsgeräte bereit. Pro Station (110 Betten) sind ab sofort zwei Ärzte oder Ärztinnen sowie 6 weitere medizinische Mitarbeiter im Einsatz (1 Heimhelfer, 1 Sanitäter, 3 Betreuer, 1 diplomierter Gesundheits- und Krankenpfleger).“
Soweit der „Kurier“ im April. Eine guttuende, vor allem beruhigende Nachricht. Doch, wie es heißt es so schön, Wenn es dem Esel zu gut geht, dann geht er aufs Eis. Obschon jedes Volksschulkind weiß, dass es im Herbst eine zweite Welle gibt, wo die Spitalsbetten dann wieder Mangelware sind, lesen wir am 10. Juni in der Tageszeitung „Der Standard“ unter dem Titel Corona-Notquartier in der Messe Wien schließt Ende Juli Folgendes:
„Das Notlazarett, das in der Messe Wien … eingerichtet wurde, spielte in den Worst-Case-Szenarien der Bundeshauptstadt eine bedeutende Rolle. Es stand bereits im April bereit, um bei einer möglichen Überforderung der Spitalskapazitäten in Wien gut gerüstet zu sein. In einer ersten Ausbaustufe wurden 880 Betten eingerichtet, für den Notfall wurde ein mögliches rasches Hochfahren auf 3.100 Betten mitgeplant.“
Aber Stadtrat Hacker hat den mit Ende Juli auslaufenden Vertrag nicht verlängert. Hackers Büro meint laut „Der Standard“: Auch in der Corona-Vorsorge für den Herbst wird die Messe nicht mehr benötigt. Das lachsfarbene Tagblatt schreibt weiter, infolge der geringen Auslastung zwischen April und Juli rechne die Stadt Wien mit Kosten von rund 50 Millionen Euro.
Die Bilanz: Da errichtet man ein Notfall-Lazarett und baut es in seltener Kurzsichtigkeit mit viel Steuergeld wieder ab. Weil der rote Stadtrat Hacker anscheinend noch nie vom höchstwahrscheinlichen Wiederaufflammen der Pandemie im Herbst gehört hat. Obschon ihm ein Leserbriefschreiber namens CaroM im Standard-Forum (Plattform für elektronische Leserbriefe) ein Hölzl wirft: Ich würde die Betten weiter vorhalten … für die zweite Welle. Denn die kommt nach bzw. schon während der Urlaubszeit bestimmt.
[Autor: E.K.-L. Bild: Wikipedia/Lizenz: CC BY-SA 4.0]