Ungarn: Rote Politikerin erfindet Studium

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Autor: E.K.-L. Bild: Wikipedia/Elekes Andor Lizenz: CC BY-SA 4.0


Blamage für die Opposition zehn Wochen vor der Wahl

Wenn es um ein Hochschulstudium geht, dann erweisen sich österreichische Politiker mitunter als Dilettanten, machen in ihren Diplomarbeiten und Dissertationen patscherte Sachen. In letzter Zeit hörte man diesbezüglich die Namen Aschbacher, Raab und Zadič. Für sie gilt Grillparzers Sentenz in seinem „Bruderzwist“: Das ist der Fluch von unserm edeln Haus / Auf halben Wegen und zu halber Tat / Mit halben Mitteln zauderhaft zu streben.

Einzig Werner Faymann, unser aller Bundestaxler, erwies sich als konsequent: Auf der Internetseite des Nationalrats trug er seinerzeit in der Rubrik „Bildungsgang“ locker ein: Studium der Rechtswissenschaften. Dabei hat der gute Mann mutmaßlich nur ein paar Einführungsvorlesungen besucht, kam drauf, das sei nichts für ihn, sattelte um und verdingte sich als Lohnfuhrwerker. Nebenbei: Ob Faymann als ordentlicher Hörer inskribiert war, liegt im Nebel, da zweifelhaft ist, ob er die Matura überhaupt geschafft hat.

In Ungarn hingegen machen rote Politiker Nägel mit Köpfen. Das lässt sich an einem aktuellen Beispiel gut illustrieren. Die Spitzenpolitikerin Bangóné Ildikó Borbély von der postkommunistischen MSzP (Ungarische Sozialistische Partei), seit 2014 Parlamentsabgeordnete und zeitweise Vize-Fraktionschefin, hat ihr angebliches Studium der Wirtschaftswissenschaften kurzerhand frei erfunden.

Die charmante Ildikó (49 Jahre alt, Mutter von drei Kindern) tat ähnliches wie Faymann: In ihrem offiziell für die Dokumentation des Parlaments abgegebenen Lebenslauf behauptete sie, den Abschluss an der Fakultät für Wirtschaft und Management an der Budapester Wirtschaftsakademie (Budapesti gazdasági főiskola) 2013 erreicht zu haben.

Angesichts der bevorstehenden Parlamentswahl interessieren sich die Medien, wer denn das sei, der sich da wiederum um das Vertrauen der Wähler bemühe. Und so fragte das Medium Mandiner bei der Wirtschaftsuniversität Budapest (Rechtsnachfolgerin der Wirtschaftsakademie) nach, in welcher Zeit Borbély dort studiert und welche Prüfungen sie erfolgreich absolviert habe. Die Antwort: Im Archiv der Uni findet sich keine Spur.

Für die dem Oppositionsbündnis unter Führung des Orbán-Herausforderers Péter Márki-Zay angehörenden Postkommunisten kommt dieser Fall – mitten im Wahlkampf! – denkbar ungelegen. Um den Schaden zu begrenzen stellte der Parteivorstand der MSzP auf einer außerordentlichen Sitzung am 23. Januar 2022 fest, Genossin Bangóné Ildikó Borbély habe die Öffentlichkeit und die Partei über ihre Ausbildung getäuscht. Die Folge: Parteiausschluss samt Aufforderung, ihr Mandat sofort zurückzulegen.

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