Autor: U.K. Bilder: Wikipedia/Navy Lizenz: public domain
Staatsministerin für Verteidigung Annabel Goldie bestätigt offiziell Lieferung der hochumstrittenen Panzermunition
„Neben der Gewährung eines Geschwaders von Challenger-2-Kampfpanzern an die Ukraine werden wir Munition einschließlich panzerbrechender Geschosse liefern, die abgereichertes Uran enthalten“ – so erklärte am Montag wörtlich die britische Staatssekretärin für Verteidigung Annabel Goldie auf eine parlamentarische Anfrage im House of Lords, der oberen Kammer des Parlaments in London (Originaltext siehe hier https://questions-statements.parliament.uk/written-questions/detail/2023-03-06/hl6144). Frau Goldie, die offiziell mit „The Right Honourable The Baroness Goldie DL“ (dt.: „Die Sehr Ehrenwerte Baroness Goldie, stellvertretender Leutnant“) angeredet werden soll, ist eine stramm konservative schottische Politikerin, die seit 2019 im Verteidigungsministerium das Amt des „Minister of State for Defence“ bekleidet. Das ist so eine Art Vize-Verteidigungsminister, in etwa dem Staatssekretär bei uns vergleichbar. Eine Stimme, die höchstes Gewicht hat und die offizielle Regierungslinie wiedergibt.
Urankern-Geschosse sind besonders effektive Wuchtgeschosse, die auch starke Panzerarmierungen durchschlagen können und anstelle des konventionellen Blei- oder Wolframkerns einen Kern aus abgereichertem Uran („depleted uranium“) enthalten. Ihr waffentechnischer Vorteil ergint sich aus der höheren kinetischen Energie des abgefeuerten Projektils, denn Uran hat das höchste spezifische Gewicht aller waffentauglichen Metalle. Dadurch durchschlägt der Urankern auch die bei Panzern russischer Bauart übliche Reaktiv-Panzerung, die aktuell auf vielen Fotos vom Kriegsschausplatz als „Ziegelsteine“ am Turm und Bug der Kampfpanzer zu sehen ist. Zusätzlich bildet sich beim Aufprall auf ein gepanzertes Ziel heißer Uranstaub, der sich bei Luftkontakt im Inneren spontan entzündet (pyrophorer Effekt). Dadurch kann die mitgeführte Munition oder der Treibstoff entzündet werden, was zu der sogenannten Sekundärexplosion des Zieles führen kann, so erklärt Wikipedia die Wirkweise.
Der Urankern besteht größtenteils aus dem nicht spaltbaren Uran-Isotop U238, enthält aber auch geringe Anteile des spaltbaren U235 und u.U. Spuren von Plutonium. Die Auswirkungen der Geschossreste auf Umwelt und Menschen sind durchaus bedenklich. Schwach angereichtes Uran ist zwar „nur“ ein Alphastrahler, dessen Strahlung Kleidung und Haut nicht durchdringt. Die große Gefahr droht aber von dem beim Aufprall, egal ob im Ziel oder bei Fehlschüssen in der freien Umgebung, freigesetzten Uranstaub. Uran selbst ist hochgiftig, der Staub lagert sich in Boden und Trinkwasser über Jahrhunderte ab und verursacht beim Menschen schwerste Schäden der inneren Organe, vor allem der Nieren. Außerdem kann der mikrofeine Uranstaub von Personen im Kampfgebiet über die Atemluft aufgenommen und sich dann in der Lunge ablagern, wo dann doch körperschädigende radioaktive Strahlungsmengen zusammenkommen können.
Bisher eingesetzt wurde Urankern-Muntion vor allem von den USA und ihren Verbündeten in den Jugoslawien-Kriegen sowie im Irak-Krieg 2003, wo seitens der westlichen Allierten rund 2.000 Tonnen Urankern-Muntion verschossen wurde.
Russland betracht die Lieferung dieser Munition als weitere Eskalationsstufe. Völkerechtlich gibt kein internationales Abkommen, das den Einsatz von abgereichertem Uran explizit verbietet. Der Einsatz von Urangeschossen steht jedoch unter anderem im Widerspruch mit dem Genfer Protokoll, das die Verwendung von giftigen Stoffen im Krieg verbietet. Auf jeden Fall bedeutet der Einsatz dieser Waffe neues, zusätzliches Leid für die Menschen in den umkämpften Gebieten.
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