“Journalisten als Komplizen von Kriminellen”

by admin2

Schriftsteller Thor Kunkel über die politischen Verhältnisse in der Bundesrepublik Deutschland und sein neues Buch „Das Lexikon der Lügenpresse“

Herr Kunkel, was war der Auslöser „Das Wörterbuch der Lügenpresse“ zu schreiben und wie lange haben Sie daran gearbeitet?
Thor Kunkel: Arthur Rimbaud meinte einmal, man müsse schon toter als ein Fossil sein – oder Akademiemitglied –, um ein Wörterbuch zu verfassen. Da ist was dran. Das „Wörterbuch der Lügenpresse“ behandelt glücklicherweise auch das Wesen der Sprachmanipulation und warum wir gerade jetzt eine forcierte Gedankenkontrolle durch die Medien erleben. Ich habe die Bevormundung durch diese lizensierten Ereignis-Einpfl eger stets als anmaßend empfunden. Schließlich sind wir erwachsene Menschen. Und deshalb sind wir alle gefragt, im Rahmen unserer Möglichkeiten eine weitere Zersetzung unserer Kultur und Sprache zu verhindern. Insgesamt habe ich etwa zwei Jahre für das Buch recherchiert.

Thor Kunkel schrieb mehrere Romane. Zuletzt erschien sein Sachbuch „Lexikon der Lügenpresse“ im Kopp- Verlag. (Bild: Privat)

„Wenn alle applaudieren und loben, dann muss man prüfen“, so Konfuzius vor über zweieinhalbtausend Jahren und weiter: „Wenn alle verurteilen und verdammen, dann muss man prüfen.“ Mit Ihrem Buch befi nden Sie sich offensichtlich auf den Spuren des großen chinesischen Philosophen, oder?
Kunkel: Nennen wir es mal Lebenserfahrung. Ich weiß, wie es ist, wenn man ins Fadenkreuz der antifaschistischen Presse gerät. Man bekommt Verbal-Sticker verpasst, die einen nach relativ kurzer Zeit zur Unperson machen und das berufl iche und private Umfeld verwüsten. Das meiste, was die Presse über mich schreibt, hat mit mir als real existierender Person nichts zu tun. Es ist dieses fatale Knapp-daneben-Lügen, was auch im Allgemeinen so gefährlich ist, und die offi ziösen/ offi ziellen Informationen in tendenziöse Meinungsmache verwandelt.

Vom Philosophen zum großen Soziologen der alten BRD, zu Helmut Schelsky, der in seinem Buch „Die Arbeit tun die anderen – Priesterherrschaft der Intellektuellen“ zum Ergebnis kam, dass nicht der Besitz der Produktionsmittel im Sinne der Güterproduktion (wie noch im 19. Jahrhundert) die neuen Fronten einer Klassenherrschaft ausmachten, sondern die Produktionsmittel im Sinne der Bewusstseins- und Normbeherrschung einer Bevölkerung. Nach Schelsky befi nden wir uns im „Klassenkampf“. Sehen Sie das auch so?
Kunkel: Von Klassen kann man eigentlich nicht mehr sprechen, doch im Prinzip hat Schelsky Recht. Jeder drittklassige Intellektuelle, der heute verbal auf den alten, weißen Mann eindrischt, kann sicher sein, dass er die Etage wechselt. Er steigt auf, wird bald zum Deutungsadel gezählt. Wir alle leiden inzwischen unter einer Herrschaft intellektueller Statisten, die sich anmaßen, uns die Welt zu erklären. Unter dem Strich gesehen bleibt die Gesinnungsgesellschaft eine unerquickliche Veranstaltung wie eine Art Dauerpromotion für ein Schrottprodukt, das keiner mehr will. Multikulti ist tot, der linke Besserwisser juckelt auf einer Schindmähre herum und merkt es nicht. Ihr Blick in deutsche Gazetten zeigt: Sie quellen über von Worthülsen, Begriffsumdeutungen, halbwahren Floskeln, wohlfeilen Mustersätzen, linguistischen Simplifi zierungen und ewig gleichen linkspädagogischen Argumentationsmustern, die das Denken der Menschen normieren, ja ausschalten sollen. Könnten Sie die Problematik an einem aktuellen Beispiel verdeutlichen? Kunkel: Ein krasses Beispiel dürfte wohl die Bezeichnung „Partyexzess“ für die jüngste Verwüstung der Stuttgarter Innenstadt sein. Die Alluha-Akbar-rufenden Täter, die 19 Polizisten verletzten, wurden vielfach von den Medien als „Partyleute“ bezeichnet. Doch wen wundert’s: Der Deutschlandfunk entblödete sich nicht einmal, Vandalismus als „Denkmalsturm“ zu poetisieren. Damit werden linke Journalisten mehr und mehr zu Komplizen von Kriminellen.

Im Pressekodex des Deutschen Presserates heißt es in Ziffer 1, dass die Achtung vor der Wahrheit, die Wahrung der Menschenwürde und die wahrhafte Unterrichtung der Öffentlichkeit oberste Gebote der Presse seien. Wie hört sich das für den Autor des Buches „Lügenpresse“ an?
Kunkel: (bekommt anhaltenden Lachkrampf) Selten so gelacht!

Neben Ihrem schriftstellerischen Engagement sind Sie vor allem in der Werbebranche berufstätig, d.h. Sie sind Profi im medialen Info-Management, das letztlich Kaufakte auslösen und auf Bewusstseinsveränderungen von Ziel Zielgruppen hinwirken soll. Inwiefern war Ihnen dieses Berufswissen hilfreich?
Kunkel: Ich glaube, man erkennt den Stallgeruch der Branche. Und Redaktionen der tonangebenden Mainstream-Medien sind heute eben auch nur Marketingabteilungen der Regierungspolitik. Insofern war ich durch meine Arbeit wohl sensibilisiert.

Herr Kunkel, was ist das Hauptproblem im Zusammenhang vom Schlagwort „Lügenpresse“: Ist es die plumpe Lüge oder die Lenkung der öffentlichen Meinung durch die Auswahl, sowie die Art und Weise der Darstellung von Informationen?
Kunkel: Sie sagen es: Es ist die subtile Auswahl, das Gewichten und Austarieren, bis hin zum Umdeuten bestimmter Begriffe. Das Wort „Partyexzess“ kann nichts dafür, dass es im Kontext von schweren Gewaltverbrechen einen Sachverhalt verfälscht. Es täuscht den Leser über die wahren Zusammenhänge hinweg. Ich erinnere mich aber an schlimmere Beispiele. So war es zum Beispiel eine Zeitlang Mode, im Zusammenhang mit Vergewaltigungen, wo man als Täter einen Einwanderer identifi zierte, von „Rape“ zu schreiben, um hier Assoziationen mit Rap und Black Culture zu erwecken. Glücklicherweise war das selbst der linksgrünen taz zu geschmacklos.

Bekanntlich wird die entscheidende Schlacht im Info-Krieg völlig unblutig dann gewonnen, wenn es den Akteuren gelingt, dem Gegner eine Sprache aufzuzwingen, die ihn daran hindert, seine Interessen und die eigene geistig-politische Position erfolgreich zu artikulieren. Wie hat sich diese Gefechtslage seit dem Aufkommen digitaler Abwehr-Chancen verändert?
Kunkel: In den neuen Medien lag die Chance des gesunden Menschenverstandes, den Täuschern pari zu bieten und manche Foren sind Aufl adezentren der Empörung geblieben. Doch die Regierung ist schon einen Schritt weiter, indem sie nun bestimmte Begriffl ichkeiten – wie beispielsweise das Wort „Rasse“ – ganz abzuschaffen versucht. Begründet wird das mit der Behauptung, das Wort habe bislang nur dazu gedient, „Menschen abzuwerten“. Nun fi nden sich Rassen aber überall im Pfl anzen- und Tierreich, zu dem auch der Homo sapiens gehört. Eine solche Forderung ist demnach gaga, und doch könnte sie bald viel Geld in die Staatskasse spülen. Früher war es der Bußgeldkatalog der Straßenverkehrsordnung, der den Kommunen jährlich zwischen 400 und 500 Millionen Euro einbrachte, morgen könnten sich ähnliche Summen aus der Strafverfolgung von „Hasssprache“ und dem Gebrauch von Unwörtern erwirtschaften lassen. Der Links-Staat verfolgt heute lieber seine Bürger, statt die Meinungsfreiheit zu schützen.

Im Kapitel 2 Ihres Buches stellen Sie fest, dass Deutschland nicht erwachen, sondern endlich erwachsen (werden) muss. Was meinen Sie damit genau?
Kunkel: Nun, ab einem gewissen Alter weiß man, dass die Welt kein Ponyhof ist, man tut gut daran, seine Tür nachts nicht offen zu lassen, geschweige denn, die Tochter irgendeinem Durchreisenden anzuvertrauen. Fragen Sie Chinesen, Amerikaner, Russen, Inder – alle werden Ihnen sagen, dass auf dieser Welt eine gesunde Vorsicht zur Lebensweisheit gehört. Den Deutschen wird von den Medien aber genau das Gegenteil suggeriert. Sie sollen naiv sein, für den Anderen mitdenken, selbstlos teilen, abgeben, ohne Gegenleistung zu erwarten, auch mal klein beigeben, wenn der Zuwanderer seinen Ghetto-Style aufl egen will, und natürlich sollen sie nicht das Hausrecht – in ihrem eigenen Land – für sich beanspruchen, obwohl das Sozialnetz, das die Zuwanderer mehrheitlich besiedeln, von ihrem Steuergeld aufgebaut wurde. Ein Erwachsener würde von einem Verlustgeschäft sprechen, der vergrünte Dauer-Adoleszente fabuliert dagegen von kultureller Bereicherung.

Aber kommt bei den zeitgenössischen Deutschen nicht noch ein umerziehungsbedingtes Zentralproblem dazu, das die deutsch-russische Jüdin Sonja Margolina schon vor Jahren (*In der Zeitschrift „Merkur“, 8/1999) einmal so beschrieben hat: Wenn die Deutschen ihre nationalen Interessen verträten, erwachten in ihnen angeblich die Nazis – so das verinnerlichte Vorurteilsbild der meinungsbildenden Mainstream-Medien u.a. im vielgliedrigen „Kampf gegen Rechts“?
Kunkel: Das ist eine hochinteressante Frage, denn was ist mit dem Erwachen des Nazis gemeint? Das eigentliche Problem mit den Nazis war doch ihr kalter, materialistischer Wirklichkeitssinn, der sie zum größten Konkurrenten für das turbo-kapitalistische Amerika machte. Das „Erwachen des Nazis im Deutschen“ – dahinter steckt einfach die Angst, dass der Deutsche plötzlich erkennen könnte, dass er seit 1945 mit Luftschlössern abgespeist wird, mit hohlen Worthülsen wie „buntes Zusammenleben“ und „Toleranz“, während die, welche diese Parolen ausgeben, nach wie vor wissen, worum es in Wirklichkeit geht: Um die verbale Deutungshoheit. Deren Erfassung ist und bleibt primäres Ziel jeder Sprache. Entsprechend unserer sinnlich wahrnehmbaren, materiellen Welt ist sie da am stärksten, wo sie von materiellen Beziehungen und Besitz handelt. Zum Differenzieren gehört logischerweise auch das Bilden von Diskriminanten – und hier haben wir schon den Grund, warum Deutsch, eine der präzisesten Sprachen der Welt, durch „einfache Sprache“ zersetzt werden soll. Ich habe selbst eine Zeitlang in den Staaten gelebt und in Gesprächen mit US-amerikanischen Juden gemerkt, dass sie den Deutschen nur als Schwärmer und Romantiker ertragen. Meine abgeklärte Sichtweise auf die Dinge sorgte sofort dafür, dass sich das Klima abkühlte. Ein Deutscher, der den Durchblick sucht, ist offenbar nicht erwünscht.

Als Sie im Wahljahr 2017 die offizielle Wahlkampagne für die Alternative für Deutschland (AfD) konzipierten und vor allem durch originelle Plakate („Trau Dich, Deutschland“) auffi elen, löste das äußerst kontroverse Diskussionen aus. Wie hat Ihr privates und berufl iches Umfeld darauf reagiert?
Kunkel: Zu diesem Zeitpunkt lebte ich ja schon eine Weile in der Schweiz, und hatte das Schlimmste hinter mir. Doch selbst hier musste ich mich noch Gesinnungschecks unterziehen. Dank der Relotius-Presse, die mich völlig grundlos als „NPD-Mann auf Speed“ diffamierte, wurde eine Lesung im Hotel Walter in Pontresina (Schweiz) abgesagt, die Veranstalterin nahm eine Äußerung auf Facebook zum Anlass, um sich von mir vollmundig zu distanzieren. Ansonsten blieb es aber still.

Herr Kunkel, wo Gefahr ist, wächst das Rettende auch, heißt es so schön in einer deutschen Wendung. Was macht Ihnen am meisten Hoffnung?
Kunkel: Die jüngere Generation, die – ohne sich identitär zu geben – selbstbewusst nach politischen Gestaltungsmöglichkeiten greift. In Berlin demonstrierten vor kurzem rechte, autonome und linke Gruppen gegen die doppelbödige Disziplinar-Hygiene der Merkel-Regierung. Es wurde deutlich, dass es jenseits des psychosozialen Spannungsfelds auch noch eine Wirklichkeit gab, die zur Aussöhnung zwischen den verfeindeten Lagern führen wird.

Was muss eintreten, damit Sie sagen können: Mein Aufwand beim Verfassen und Verbreiten des Buches „Lügenpresse“ hat sich gelohnt?
Kunkel: Soweit ich mich erinnern kann, habe ich nie geschrieben, um Applaus zu ernten, sondern um etwas für mich selbst in Erfahrung zu bringen. Als Zeitungsleser hatte ich einfach die Schnauze von den sprachlichen Täuschungsmanövern voll. Unter dieser Prämisse hat sich mein Ausflug ins Sachbuch für mich gelohnt.

Vom Sachbuch zu anderen Vorhaben: Was steht als nächstes auf Ihrem Programm, gibt es z. B. Pläne für einen neuen Roman?
Kunkel: Ja. In der Schweiz erscheint dieses Jahr ein neuer Roman namens „Superfinster“. Den Leser erwartet ein Ausflug in die dunklen Täler des Schweizer Katholizismus und – nebenbei bemerkt – auch eine spannende Gothic Novel, in der es um Kirchenraub geht. Zudem erscheint zur Buchmesse eine Sonderausgabe von „Endstufe“, meines berüchtigten Skandalromans von 2004, als unzensierte Originalausgabe. Da ich in den letzten Jahren immer wieder von Literaturwissenschaftlern angeschrieben wurde, die Interesse an der ursprünglichen Fassung des Manuskripts anmeldeten, lässt sich die nun erscheinende Ausgabe auch als Studienausgabe interpretieren. Begleitet wird die Neu- Veröffentlichung der „Endstufe“ durch ein Medientagebuch, das den Ablauf des Skandals über ein ganzes Jahr dokumentiert.

Herr Kunkel, vielen Dank für dieses Gespräch!

Das Gespräch führte Bernd Kallina.

[Autor: Bild: Wikipedia/Bigbossfarin Lizenz: CC BY-SA 4.0]

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