Der entmilitarisierter Nationalfeiertag
Nationalfeiertag 2019. Oder Tag der Fahne vormals genannt. Das österreichische Bundesheer wird vollends entmilitarisiert. Grundwehrdiener müssen mit angemieteten Touristenbussen zu den Truppenübungsplätzen kutschiert werden. Kein Fahrtwind. Kein Regen. Kein Schnee. Keine Kälte. Kein Zweck.
105 Jahre nach dem Wunder an der Marne, wo die entscheidende französische Division vom Pariser Bahnhof mittels Taxis an die Front gebracht wurde, um den deutschen Vormarsch zu stoppen. Jedoch erkannten sämtliche Armeen den ungenügenden Grad an Motorisierung und setzten fortan auf Truppentransporter. Die Amerikaner belieferten die Rote Armee mit einer ungeheuren Menge an LKWs, was diese dazu befähigte, bis Berlin und Wien vorzustoßen. Die 80 Divisionen Eisenhowers waren nicht nur voll bemannt, sondern auch voll motorisiert.
Österreich geht den umgekehrten Weg. Wir werden sehen. Jedoch ist 2019 eine gewisse Skepsis diesbezüglich angebracht, wenn die Armee eines kleinen, aber wohlhabenden Industrielandes, wie eine syrische Miliz mit zusammengewürfelten Zivilfahrzeugen daherkommt.
Verteidigungsminister Starlinger setzt offiziell auf die Alarmtaktik. Hubschrauber, Panzer, Panzerhaubitzen etc. wurden gestrichen. „Schaut her. Uns geht das Geld aus“, soll die vermittelte Botschaft sein. Nur noch ein paar Flaks, MKs etc. Der Staatsbürger der mit seiner Familie auf den Heldenplatz will, um zu sagen: „Schaut Kinder. Mit dem Panzer ist der Papa damals gefahren,“ zuckt die Achseln und fährt in die neue Panzerhalle des Heeresgeschichtlichen Museums. Oder zum Bunkermuseum in Kärnten. Dort kann man noch Panzer schauen, manchmal sogar Panzerfahren. Schließlich kann es sich nicht jeder leisten, den alten Panzer von der Wehrdienstzeit für den privaten Fuhrpark zu kaufen. Wie Arnold Schwarzenegger.
Starlingers Kalkül wird nicht aufgehen. Oder er doch, weil er sein wahres Kalkül nicht offenbart. Der österreichische Steuerzahler ist offen für österreichische Lösungen. Aus einem Provisorium wird eine permanente Lösung. Aus den Augen aus dem Sinn. Man gewöhnt sich an alles. Eine 16-Milliarden-Euro-Rechnung wird kein österreichischer Finanzminister begleichen. In Österreich gilt der umgekehrte Grundsatz: Kleckern, nicht klotzen. Eine Reform des Heeres geht lediglich in kleinen Schritten. So wie der Ausgehungerte, der langsam mit Hühnersuppe wieder aufgepäppelt werden muss, bevor er erneut einen Schweinsbraten verträgt.
Natürlich wäre es wünschenswert könnte in Österreich eine ernsthafte sicherheitspolitische Debatte geführt werden. Aber der Letzte, der dies versucht hat, wurde „unehrenhaft“ in den Ruhestand versetzt. Sektionschef Erich Reiter. Unter einem schwarzen Verteidigungsminister.
Daher wäre es wenig überraschend, wenn Starlinger Verteidigungsminister einer schwarz-grünen Koalition wird. Die Politik der tausend Schritte, die Doskozil begonnen und Kunasek fortgesetzt hatte, wäre beendet. Starlinger bekommt seine Sieben-Meilen-Schritte nicht und die Truppe muss weiterhin bei Wasser und Brot darben. Gulasch gibt es nicht einmal mehr am Nationalfeiertag.
So könnte sich Starlingers 16 Milliarden-Wunschzettel in Kombination mit entmilitarisierten Nationalfeiertag als trojanisches Pferd erweisen. Wie seinerzeit der Porsche Eurofighter, wo es der VW F-16 in Österreich besser getan hätte.
[Autor: B.T. Bild: Bundesheer/LAURA-HEINSCHINK Lizenz: –]