Der Spion in Deinem Haus …

by admin2

Autor: U.K. Bild: iRobot Corp Lizenz: –


… Saugroboter

Staubsaugen und Aufwischen gehört mit zu den unbeliebtesten Tätigkeiten im Haushalt, und müssen doch tagtäglich erledigt werden, besonders wenn man mit kleinen Kindern im Hause gesegnet ist. Kein Wunder, dass Saug- und Wischroboter, die diese monotone Arbeit klaglos und ohne Forderung nach Gehaltserhöhung oder extra Urlaubsgeld stets willig erledigen, sich ständig steigender Nachfrage erfreuen. Durch Fortschritte bei Sensortechnik und Software, aber auch durch die Lernkurve der Gerätehersteller, erfüllen diese kleinen Helferlein ihre Aufgabe mittlerweile recht zuverlässig, erkennen auch ungewöhnliche Hindernisse wie herumliegendes Kinderspielzeug und können sogar einen schlafenden Hund von einem Sofakissen unterscheiden. Letztere Fähigkeit hat, vor allem wenn der Hund von etwas größerer Rasse war, die Lebenserwartung der Saugroboter deutlich verbessert…

Da macht es durchaus Sinn, wenn der Online-Handelsriese Amazon jetzt einen der führenden Roboter-Hersteller, die amerikanische iRobot Corporation aus Bedford, Massachusetts, für 1,7 Milliarden US-Dollar aufgekauft hat. Angesichts der Tatsache, dass iRobot’s Umsatz nur bei gut 1 Mrd. Dollar pro Jahr liegt, und die letzten drei Quartale mit einem operativen Verlust geendet haben, ein sehr ordentlicher Kaufpreis, ein 22-prozentiger Aufpreis auf den Börsenwert.

Aber Amazon ist gar nicht so sehr an möglichen Profiten aus dem reinen Geräteverkauf interessiert. Viel bedeutender ist, dass die Premium-Geräte der Roomba-Serie, die in Österreich zu Preisen zwischen etwa 500 und 1500 Euro im Handel sind, die Wohnung des Nutzers exakt vermessen und analysieren können. Und zwar vollautomatisch, selbstlernend und ohne menschliche Interaktion. „Für eine gründliche, effiziente Reinigung lernt der Roomba® s9+ Saugroboter den Grundriss deines Zuhauses kennen und erstellt daraus Smart Maps.“ heisst es wörtlich auf der Website des Herstellers.

Das klingt erst mal recht clever, aber via WLAN und Internet landen diese Smart Maps auf den Servern von iRobot, und von da ist es nun kein weiter Weg mehr zu den Analysetools von Amazon. Denn sind die Daten erst einmal in den USA ist das sehr wohl erlaubt, wenn der Kunde nicht explizit widerspricht.

Mit diesem Wissen erhält Amazon in Zukunft einen unschätzbaren Datenpool, der nicht nur für Marketing-Zwecke benutzt werden kann. Denn die Größe einer Wohnung, kombiniert mit ihrer Lage, ist eine verlässliche Maßzahl für den Wohlstand der Bewohner. Erkennt der Roomba Kinderspielzeug oder Haustiere, kann man zielgerichtet Werbung für Hundefutter oder Kindermode ausspielen. Und eine große Wohnung mit wenig Mobiliar deutet entweder auf einen Anhänger der Mailänder Schule des „Minimal Interior Design“ hin, oder (wahrscheinlicher) auf jemanden, dem man noch weitere Möbelstücke verkaufen könnte.

Zwar erklären sowohl Amazon wie iRobot unisono, dass der Schutz der persönlichen Nutzerdaten „allerhöchste Priorität“ habe. Doch sind die Informationen erst mal raus, ist die Kontrolle darüber weg. Und staatliche Begehrlichkeiten oder auch kriminelle Energie könnten sehr wohl einen Weg finden, das Innere Deiner Wohnung zu erkunden…

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