Deutschland: Die Koalition der Comicer

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Autor: E.K.-L. Bild: Pixabay Lizen: –


Kommt es zur Infantilisierung der Kulturpolitik?

Im Koalitionsvertrag der neuen deutschen Ampelregierung („Mehr Fortschritt wagen. Bündnis für Freiheit, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit“) findet sich im Kapitel Kultur- und Medienpolitik nachstehende Passage:

Wir wollen Kultur mit allen ermöglichen, indem wir ihre Vielfalt und Freiheit sichern, unabhängig von Organisations- oder Ausdrucksform, von Klassik bis Comic, von Plattdeutsch bis Plattenladen. (Hervorhebungen durch E. K.-L.)

In der Berliner Tageszeitung „Der Tagesspiegel“ (gegründet 1945; Druckauflage: rund 300.000) drückt der Comic-Experte Lars von Törne seine Begeisterung aus und schreibt:

„Das hat es bisher in Deutschland noch nicht gegeben: Eine neue Bundesregierung bekennt sich explizit zum Comic – wenn auch in einer etwas zusammengewürfelt klingenden Formulierung. In der Szene wurde das mit Wohlwollen aufgenommen.“ No na: Denn mit dem Wohlwollen dürfte ein warmer Geldsegen verbunden sein.

Die Grüne Tabea Rößner  dazu: „Wir haben überlegt, wie wir unseren neuen Kulturbegriff möglichst gut erfassen … Auf die Verbindung von Comic und Klassik habe man sich schnell geeinigt, denn Comics kommen aus der Subkultur, die Klassik kommt aus der Hochkultur.“

Von Seiten der Freien Demokraten hört man ebenfalls wohlwollende Stimmen. Christopher Vorwerk, einer der FDP-Vertreter in der Kultur-Verhandlungsgruppe der künftigen Koalition: „Die Aufzählung von Klassik bis Comics, von Plattdeutsch bis Plattenladen wirkt vielleicht etwas spielerisch. Dahinter steht aber das echte Anliegen, auch wirklich vielfältige Akteure an den Tisch der Kulturpolitik einzuladen.“ Denn der FDP liege der Comic am Herzen. Mit Claudia Roth trete eine Kulturstaatsministerin ins Amt, die diese Anliegen teile und umsetzen werde.

Eigentlich fehlt für die neue Comic-Förderung nur mehr der geistliche Segen des sakralen Flügels der Grünen, nämlich der EKD (Evangelische Kirche in Deutschland).

Nebenbei: Im Abschnitt Kulturförderung heißt es: „Mit einer Studie evaluieren wir den Beitrag der Bundeskulturförderung zur kulturellen Bildung. Wir richten eine zentrale Anlaufstelle Green Culture ein, die Kompetenzen, Wissen, Datenerfassung, Beratung und Ressourcen für die ökologische Transformation anbietet. Wir schaffen ein Kompetenzzentrum für digitale Kultur, das Kulturakteurinnen und Akteure berät, vernetzt und qualifiziert.“

Da kommt Freude auf. Zumindest bei grünen Kulturanthropologinnen und Absolventinnen des Gender-Studiums. Weil damit für diese am Arbeitsmarkt praktisch unvermittelbaren Schmalspur-Akademikerinnen neue Stellen geschaffen werden – zu Lasten des Steuerzahlers.

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