Deutschland: Ein gestandener Gewerkschafter warnt vor einem Gas-Boykott

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Autor: E.K.-L. Bild: Wikipedia/Helge Krückeberg Lizenz: CC BY-SA 3.0


Eine Stimme der Vernunft im hysterischen Geschrei der Selenskij-Nachbeter

Sein Wort hat Gewicht: Michael Vassiliadis, geboren 1964 in Essen als Sohn einer deutschen Mutter und eines griechischen Vaters, leitet die deutsche Industriegewerkschaft (IG) Bergbau, Chemie, Energie und ist darüber hinaus Präsident des europäischen Verbunds der Industriegewerkschaften sowie Mitglied im Aufsichtsrat des Chemieriesen BASF (mehr als 110.000 Mitarbeiter) in Ludwigshafen. In einem Gespräch mit der linken Berliner Tageszeitung taz warnt er vor einem Importstopp von russischem Gas. Denn Erdgas sei nicht nur zum Heizen notwendig, sondern auch Grundlage der Industrie. Seine Darlegungen gelten mutatis mutandis auch für Österreich.

Vassiliadis wendet sich gegen die irrige Annahme, der Konflikt in der Ukraine lasse sich durch ein deutsches Energieembargo stoppen, denn die russische Militärmaschinerie versorge sich innerhalb der Rubel-Ökonomie weitgehend autark, wäre davon also wenig betroffen. Umgekehrt gehöre Deutschland mit halb Europa zu den Ländern, die viel Erdgas aus Russland beziehen und deshalb zumindest heute noch darauf angewiesen seien. Ein Energieembargo würde Deutschland so stark treffen, dass die BRD ihre derzeit starke ökonomische und auch humanitäre Rolle innerhalb Europas nicht mehr ausfüllen könne.

Ein Stopp des Einkaufes von Gas aus Russland hätte nach Auffassung des Gewerkschaftsführers eine schwere Wirtschaftskrise in Deutschland und Europa zur Folge, ebenso eine weitere Schädigung der ohnehin angespannten industriellen Fertigungsketten. Das könnte nicht nur die Unterstützung der Bevölkerung für die Sanktionen untergraben, sondern die ohnehin schon angespannte Versorgungslage zusätzlich schwer schädigen – und zwar weltweit.

Die Grundstoffindustrie als größte Gasverbraucherin, so Vassiliadis, sei quasi die Mutter fast aller industriellen Produkte. Ihre Vorprodukte würden in weiteren Fertigungsstufen zu Dünger, Medikamenten, Bau- und Kunststoffen, Textilien oder Fahrzeugen weiterverarbeitet. Letztlich hänge auch ein Teil der Lebensmittelproduktion davon ab. Allein die Industrie beschäftige in Deutschland  mehr als acht Millionen Menschen.

Auf die taz-Frage Hat Ihre Gewerkschaft einen Plan, wie sich Erdgas schnell ersetzen lässt? kann der Praktiker Vassiliadis nur mit einer für Umweltschützer höchst verstörenden Alternative aufwarten:  

 „In Norddeutschland wartet so viel Gas unter der Erde, dass man dort zehn Jahre etwa 20 Prozent des deutschen Bedarfs bedienen könnte. Allerdings geht das nicht ohne Fracking.“

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