Ein wahres Wort aus politisch-korrektem Munde

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Autor: E.K.-L. Bild: Wikipedia/Franz Johann Morgenbesser from Vienna, Austria Lizenz: CC BY-SA 2.0


Barbara Coudenhove-Kalergi mahnt ihre politisch korrekten Mitmenschen

Im lachsfarbenen „Standard“ kann man am 6. Oktober einen bemerkenswerten Beitrag lesen, bei dessen Lektüre einem das Sprichwort Auch ein blindes Huhn findet hin und wieder ein Korn in den Sinn kommt. Natürlich ohne der Verfasserin Barbara Coudenhove-Kalergi in irgendeiner Weise nahetreten zu wollen.

Üblicherweise verfasst die Dame meist Artikel, die vor Gutmenschlichkeit triefen. Diesmal freilich trifft die Aristokratin den richtigen Ton. Bereits der Titel hat es in sich, Ihr habt gut reden! Thema sind die EU-Sanktionen gegen Russland sowie die Einstellung der Bürger zu den bekannt kreuzbraven Herzchirurgen, die von weither kommen, für allfällige Notoperationen stets ein Messer dabeihaben und sich durch das Zauberwort Asyl ab der ersten Minute ein Bleiberecht in unserem wunderschönen Land sichern.

Lassen wir Frau Coudenhove-Kalergi zu Wort kommen:

„Ihr habt gut reden, meinte vor kurzem ein Gesprächspartner, als es bei einer Diskussion im Freundeskreis wieder einmal um Sanktionen gegen Russland, Solidarität mit der Ukraine, Rechte für Flüchtlinge und Migranten ging. Alles Dinge, die von den tonangebenden sogenannten liberalen Eliten rückhaltlos bejaht, von den rechtspopulistischen ‚Abgehängten‘ aber abgelehnt oder infrage gestellt werden. Anständigkeit, sagte der Diskutant, muss man sich leisten können.“

Wie wahr, politisch-korrekter Anständigkeit (man könnte auch ganz simpel Anstand sagen) vermag man sich locken hingeben, falls man in einem städtischen Villenort oder im sogenannten Speckgürtel domiziliert, im geschützten Bereich der österreichischen Volkswirtschaft seinen Schreibtisch stehen hat (hier das Vokabel Arbeit in den Mund zu nehmen, würde an Blasphemie grenzen), brav grün oder – bei genügend dickem Aktiendepot – die Neos wählt. Letztere vertreten ja nach landläufiger Ansicht die G’stopften. Und sich eine ausländische Putzfrau gönnt. Üblicherweise ohne großen bürokratischen Aufwand, sohin brutto für netto.

Coudenhove-Kalergi weiter: „Denn tatsächlich treffen die Einschränkungen, die Russlands Angriffskrieg verursacht hat, die Armen stärker als die Reichen … Das heißt für den Durchschnittsmenschen zunächst einmal: mehr zahlen fürs Heizen und fürs Essen. Leute aus der Ober- und Mittelschicht können das, wenn’s sein muss, verkraften. Für wirklich Arme ist es existenzgefährdend.“ Obwohl banal, ist diese Ansicht völlig korrekt.

Was die Von-weit-her-Gereisten anlangt, so formuliert die charmante Dame: „Und auch der Zustrom von Menschen aus anderen Kulturen wird von den Eliten eher als Bereicherung, von den Unterschichten als Bedrohung wahrgenommen. Auf der einen Seite wertvolle Beiträge für die Kulturszene in Gestalt von interessanten neuen Werken der Literatur und der Musik, auf der anderen das Gefühl, berechtigt oder unberechtigt, dass es nun für die einheimischen Bedürftigen weniger Fördergeld, Jobs und Wohnungen gibt und das Vorstadtgrätzel immer fremder und unwirtlicher wird.“

Ganz richtig, gnädige Frau: „Wenn die Eliten als großzügig und die ‚kleinen Leute‘ als hartherzig gelten, kann man den Ersteren nicht nur ihr Geld und ihr Prestige missgönnen, sondern auch ihr gutes Gewissen.“ Weil die sogenannten Guten und Anständigen ihren Nachwuchs in praktisch nur von jungen Autochthonen frequentierte Privatschulen schicken können, fast nie Tür an Tür mit orientalischen Großfamilien hausen und mitunter deren Lärm oder den Geruch gebratener Hammel im Hinterhof ertragen  müssen. Wobei unter den Weither-Gereisten, so böse Gerüchte, auch Kriminelle sein sollen, was man vielleicht heutzutage gar nicht mehr offen sagen sollte, Stichwort WKStA. Außerdem sei für Verbrechen eh die Gesellschaft schuld …

Mit einem Wort: Diese weniger Glücklichen zahlen den Preis dafür, damit sich eine nicht näher bekannte Anzahl von begüterten  Grün- und Neos-Wähler in ihrer angeblichen „Anständigkeit“ suhlen können. Wenn sich die vielfach heimlich verachteten Unglücksraben zu Wort melden (oft rhetorisch ungelenk, da sie die Kunst, die Welt umzulügen, nicht beherrschen), dann werden sie niedergemacht: als Schwurbler, Modernisisierungsverlierer, Nazis, Putin-Versteher und Hohlköpfe, die Verschwörungstheoretikern auf den Leim gehen. Doch Barbara Coudenhove-Kalergi – das ist ihr hoch anzurechnen – mahnt:

„Trotzdem würden die Mainstream-Liberalen gut daran tun, ihren Gegnern wenigstens zuzuhören und deren Argumente ernst zu nehmen.“ Ein wahres Wort, vielleicht nützt es.

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