Energiepreiskrise: Hygienepapierhersteller Hakle ist pleite

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Autor: U.K. Bild: Filmbetrachter auf Pixabay Lizenz: –


Gaspreisexplosion bricht deutscher Traditionsfirma für Premium-Toilettenpapiere das Genick

Schock für die Freunde von feuchtem Toilettenpapier und Qualitätshygiene: Der deutsche Papierhersteller Hakle in Düsseldorf musste angesichts der Preisexplosion bei Energie- und Transportkosten am Dienstag vergangener Woche Insolvenz anmelden. Wie Firmenchef Volker Jung, Geschäftsführer der Hakle GmbH, mitteilte, seien vor allem die massiv gestiegenen Preise bei Strom und Gas für die wirtschaftlichen Probleme verantwortlich. Diese Mehrkosten „konnten bislang nicht im zeitlich und/oder wirtschaftlich hinreichenden Umfang an die Kunden im Lebensmitteleinzelhandel und den Drogeriesektor weitergegeben werden.“, so das Unternehmen in einer Pressemitteilung.

Besonders verärgert ist Jung über die mangelnde Unterstützung von staatlicher Seite. Denn eigentlich hätte Hakle Anspruch auf Hilfen aus dem deutschen Energiekostendämpfungsprogramm gehabt, und hatte dazu bereits am 18. Juli einen Antrag auf Finanzhilfen in siebenstelliger Höhe gestellt. Doch laut Jung sei der Antrag sehr schleppend bearbeitet worden, und bis zum Insolvenzantrag habe Hakle „keinen Cent gesehen“. Nun sei das Unternehmen nicht mehr empfangsberechtigt.

Hakle, 1928 gegründet und mit rund 220 Mitarbeitern und etwa 80 Millionen Euro Jahresumsatz ein typisch mittelständisches Familienunternehmen, hat sich mit mit traditionsreichen Marken wie Hakle, Hakle Feucht und Servus einen Namen bei hochwertigen Toiletten-, Kosmetik- und Hygienepapieren gemacht.

Firmengründer Hans Klenk, aus dessen Initialen sich der der Markename Hakle ableitet, baute 1928 in Ludwigshafen die erste Toilettenpapierfabrik Deutschlands und gehörte zu den Pionieren im Bereich der Hygienepapiere. Später führte Hakle als erster das zweilagige (1972), das dreilagige (1984) sowie das feuchte (1977) Toilettenpapier in Deutschland ein.

Auch wenn jetzt das Insolvenzverfahren in Eigenverantwortung angestrebt wird und die Produktion zunächst weiterläuft, ist die langfristige Perspektive für Hakle höchst unsicher. Denn man zahlt derzeit rund siebenmal mehr für Energie als noch vor zwei Jahren, und eine Entspannung an der Energiefront ist nicht in Sicht, ganz im Gegenteil.

Leider steht Hakle mit seinen Problemen nicht allein da. Papierherstellung, und besonders die von weichen und saugfähigen Hygienepapieren, ist aufgrund der besonderen Trocknungsprozesse in der Produktion sehr gasintensiv. „Die gesamte Papierindustrie steht unter enormem Kostendruck“, sagte der Geschäftsführer des deutschen Branchenverbandes „Die Papierindustrie“, Gregor Geiger, vor wenigen Tagen der Deutschen Presse-Agentur. Auch Austropapier, die Vereinigung der Österreichischen Papierindustrie, warnte schon im März vor Versorgungsengpässen und deutlichen Preiserhöhungen bei Hygienepapieren, die unter anderem auch für Babywindeln unersetzlich sind. So hat z.B. die Fabrik von Norske Skog in Bruck an der Mur ihre Produktion seit dem Frühjahr massiv heruntergefahren, weil sonst nur noch Verluste erwirtschaftet würden.

Für Investoren, die aus der Zeit der ersten Corona-Welle noch physische Bestände von Klopapier lagernd haben, vielleicht bald eine Gelegenheit, diese mit hohem Gewinn abzustoßen. Für Konsumenten leider die Wahrscheinlichkeit, dass Toilettenpapier womöglich ein weiteres Luxusgut des täglichen Bedarfs werden könnte. Dann muss man halt bei jedem Blatt sagen: Danke, EU-Sanktionen! Weniger wischen für den Frieden…

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