Autor: E.K.-L. Bild: Wikipedia/Stephanie Pratt Lizenz: CC0 1.0
Italien braucht wieder mehr bambini
Die italienische Ministerin für Familie, Geburten und Gleichberechtigung im Kabinett von Giorgia Meloni heißt Eugenia Roccella. Die 68-Jährige aus der roten Hochburg Bologna ist wie ihre Regierungschefin Giorgia Meloni Mitglied der Mitte-Rechts-Partei Fratelli d’Italia, gilt als Frontfrau der konservativen Wende in Italiens Familienpolitik und wird dementsprechend von der politischen Linken angefeindet.
Die Absolventin des Studiums der Literaturwissenschaften versteht sich als Vertreterin des sogenannten Theokonservatismus (kurz Theocon), einer politischen Ideologie des rechten Spektrums, welche für eine größere Rolle von religiösem Glauben in der Tagespolitik kämpft und die Wahrung traditioneller Werte in den Mittelpunkt stellt.
Hierzulande können etwa die ÖVP-Abgeordnete Gudrun Kugler und die Gruppe Plattform Christdemokratie zu jener Richtung gezählt werden. Die Anhänger dieser Form des gesellschaftspolitischen Konservatismus fordern, Gottes Gebote aus der Bibel sollten eine größere Rolle im öffentlichen Leben spielen und vom Staat umgesetzt werden. Anders ausgedrückt: Man will ein biblisch fundiertes christliches Menschenbild als Grundlage für eine gute Politik.
Seit Jahren kämpft Eugenia Roccella gegen eingetragene Partnerschaften für schwule und lesbische Paare und gegen deren Recht auf Adoption, aber auch gegen die als assistierte Reproduktion verharmloste Leihmutterschaft, weiters gegen Patientenverfügungen (als Vorwand für aktive Sterbehilfe), Euthanasie und Abtreibung (recte Kindsmord).
Die neue Ministerin erklärt, sie wolle die Frauenfrage in den Mittelpunkt stellen. Für sie bedeute das in erster Linie, die Mutterschaft aufzuwerten. Die Familien- und Geburtenministerin will dabei helfen, die von Meloni in ihrer Regierungserklärung angekündigte Überwindung der demografischen Eiszeit zu vollbringen, denn der Bevölkerungsrückgang hat sich in Italien auch 2021 fortgesetzt.
Die Zahl der Einwohner ist auf weniger als 59 Millionen gesunken. Die Geburtenrate fiel auf 1,24 Kinder pro Frau im gebärfähigen Alter, der tiefste Stand seit der Vereinigung und Gründung des Königreichs Italien 1861. Der europäische Schnitt liegt bei 1,6. Dabei war gerade Italien früher das Land der fürsorglichen mamma mit ihren vielen bambini.
Unbestritten gehört die demografische Krise zu den größten Herausforderungen Italiens. Nirgends in Europa gefährdet die niedrige Geburtenrate das Wirtschaftswachstum und die Altersversorgung für die kommenden Generationen so stark wie im hochverschuldeten Italien.
Giorgia Meloni, die mit dem Dreiklang Gott, Vaterland und Familie in den Wahlkampf gezogen ist, will die Ursachen der Geburtenkrise mit einer patriotischen Sozialpolitik beheben. Die Familie – unter der sie naheliegenderweise heterosexuelle Paare mit gemeinsamem Nachwuchs versteht – verdiene als Eckpfeiler der Gesellschaft mehr Schutz und die Förderung des Staates. In ihrem Wahlprogramm haben die Fratelli d’Italia ein höheres Kindergeld und mehr Steuererleichterungen für Familien versprochen.
Italien reiht sich damit in Länder wie Ungarn und Polen ein, die anstelle eines ungezügelten Zuzugs von Fremden auf die Förderung der einheimischen Familie setzen.