Das berührende Schicksal des Samuel Bankman-Fried

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Autor: E.K.-L. Bild: Wikipedia/Cointelegraph Lizenz: CC BY 3.0


Ein Krypto-Guru verliert sein Vermögen

Alle warnenden Stimmen, dass Kryptowährungen und die entsprechenden Börsen zurzeit reine Spekulationsobjekte für wilde Zockerei sind und für big player sich hier austoben, was dazu führt, dass Kleinanleger nur verlieren können, wurden als lächerlich abgetan. Nun: Wer nicht hören will, muss fühlen. Das gilt auch für so manchen Anleger, der seine bescheidenen Mittel in eine Kryptowährung investiert. Mit dem Gedanken, hier den großen Schnitt zu machen. Aber schnelle und satte Gewinne können bekanntlich nicht ganz risikolos erwirtschaftet werden. Weil hinterm Berg auch Leute wohnen. Meist solche, die um etliches vifer sind als Otto Klein-Aktionär.

Zunächst einmal: Was darf man unter dem Begriff Kryptowährung verstehen? Es handelt sich, so belehrt uns das Internet, um digital erzeugte und auf dezentralen Computernetzwerken (sogenannten Blockchains) basierende Geldeinheiten. Was auch immer das bedeuten mag … Die bekannteste und älteste digitale Währung ist Bitcoin.

Es existieren naheliegenderweise auch Börsen, auf denen die verschiedenen Kryptowährungen gehandelt werden. Eine dieser Börsen schreibt sich FTX, sie hat ihren Sitz auf den Bahamas; ihr Gründer und Chef (bis Freitag, dem 11. November, denn an diesem Tag erfolgt sein Rücktritt) ist Samuel Bankman-Fried, ein Jüngling von 30 Lenzen. Der von Freunden flott Sam gerufene Samuel tritt selbstbewusst unter dem Kürzel SBF auf. Bis jetzt zumindest. Denn nun hat SBF, wie die Medien schreiben, infolge des Zusammenbruchs der FTX-Börse einen Großteil seines Vermögens verloren.

In konkreten Zahlen: Im Oktober 2022 verfügt SBF über ein geschätztes Nettovermögen von 10,5 Milliarden US-Dollar; schon weit entfernt vom Höchststand von 26 Milliarden. Aber nach der Liquiditätskrise von FTX am 8. November 2022 wird jedoch geschätzt, sein Nettovermögen sei an einem einzigen Tag um 94% auf 991,5 Millionen US-Dollar gesunken. Das ist der größte Tagesverlust in der Geschichte des sogenannte Bloomberg-Index, welche eine tagesaktuelle Liste der Reichsten der Welt führt. Unter uns: Mit den erwähnten 991,5 Millionen Dollar kommt man trotz Inflation noch immer halbwegs kommod über die Runden. Freilich: Weil SBF, so ein Kommentator in der distinguierten NZZ (Neue Zürcher Zeitung), ein undurchsichtiges Finanzimperium von zweifelhafter Qualität und Bonität geschaffen habe, kann, wenn alle Stricke reißen, auch der Rest binnen Tagen futsch ein.

Wer ist der Mann, der sich trotz enormer Verluste noch immer ein Luxusleben leisten kann? Bankman-Fried wird 1992 auf dem Campus der Stanford University geboren. Er wächst auf in einer Familie der oberen Mittelschicht, als Sohn von Barbara Fried und Joseph Bankman, beide Professoren an der Stanford Law School. Sam besucht unter anderem das Canada/USA Mathcamp, ein Sommerprogramm für mathematisch begabte High-School-Schüler sowie das Massachusetts Institute of Technology.

Das Motto von SBF seit 2017, dem Jahr der Gründung seiner FTX-Börse, klingt eher schlicht: FTX soll ein Ort sein, an dem man mit seinen Dollars alles machen kann, was man will. Man kann Bitcoins kaufen. Man kann Geld in allen möglichen Währungen an seine Freunde schicken. Man kann eine Banane kaufen

Der Jüngling gilt bis vor wenigen Tagen als Krypto-Guru, als Messias der Branche. Nun dürfte er in die Geschichte eingehen als derjenige Milliardär mit dem bisher größten Absturz binnen 24 Stunden. Es ist der tiefe Fall eines Superstars, der in den vergangenen fünf Jahren einen rasanten Aufstieg hinlegt. Noch im März dieses Jahres trifft Bankman-Fried sich mit Goldman-Sachs-CEO David Solomon, im Mai veranstaltet er eine Konferenz mit Teilnehmern wie Bill Clinton und Tony Blair. Doch in diesen Tagen will keiner bei ihm anstreifen. Ein allzu bekanntes Phänomen. Wie schreibt schon Friedrich von Schiller in seiner Ballade „Der Ring des Polykrates“: Des Glückes ungemischte Freude ward keinem Irdischen zutheil.

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