Fasching und Galgenhumor

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Autor: Manfred Tisal Bild: PxHere Lizenz: –


Die fünfte Jahreszeit hat begonnen. Der Fasching und die Narren regieren und üben sich in humoristischen Betrachtungen, die Weltprobleme betreffend. Waren es im Mittelalter die Narren, die in dieser Zeit straffrei der Obrigkeit ihre Meinung sagen durften, sind es heute die zahlreichen Gilden, die in ihren Sitzungen die Regierenden und Mächtigen, bzw. deren „Machenschaften“ unter die Lupe nehmen. Durchaus möglich, dass nach der närrischen Zeit den Narren von damals der Galgen drohte und damit der Begriff Galgenhumor entstand. Entlockt heute ein Schmäh oder ein Sager dem Publikum ein Lachen, so ist damals wie heute der Grat zwischen Lachen und Lächerlichkeit ein sehr schmaler. Manch Sager tendiert eher dazu, Tränen der Enttäuschung als ein Lachen zu entlocken. Es ist für den heutigen Narren beziehungsweise Pranger- oder Büttenredner schwer, Kritik in humorvolle Worte zu fassen, ohne Gräben zwischen Menschen mit verschiedenen Ansichten auf zu reißen. Zu ernst sind nämlich die Themen, mit denen Narren verbal zu spielen versuchen. Früher war es einfacher. Selbst Spitzenpolitiker und Promis verstanden es, gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Über eigene Fehler und Unzulänglichkeiten die eigene Person betreffend auch noch lachen zu können, schafft unter Umständen auch Sympathien. Vielleicht auch Schadenfreude und einen Hauch der Ansicht, dass es auch in hohen Kreisen „menschelt“. Und wie heißt es so schön:

Des Narren Wort an rechter Stelle,
ist Stuhlgang für die Narrenseele.
Wer sonst kann ohne Angst vor Klagen,
so ungeschminkt die Wahrheit sagen.
Ein Narr ist, man erkennt es bald,
des kleinen Mannes Rechtsanwalt.

Humor hat seit ewigen Zeiten schon dazu beigetragen, Leid und Trauer zu erleichtern, Streit zu schlichten, und unverständliche Entscheidungen der Obrigkeit besser zu verdauen. Vielleicht sollte man es Narren überlassen, Entscheidungen in Worte zu fassen und diese richtig, gewürzt mit einem Schuss Humor, zu interpretieren. Oftmals ist es nur ein Spiel mit Worten, das ein richtiges Verstehen erleichtert. Wem entlockt es nicht ein Lächeln, wenn ein Narr sagt: „Das Tragen einer Schmutzmaske, (das sind mittlerweile die meisten) hat auch Vorteile. Ersten kann man die Zähne (die Dritten) ruhig einmal zu Hause vergessen und zweitens kann man jemanden, den man nicht mag, unbemerkt die Zunge zeigen“! Selbst sensible Themen wie die Impfpflicht, können, humorvoll verpackt, selbst bei Impfgegnern ein Lächeln entlocken.

„Statt auf Urlaub zu fahren, haben wir letztes Jahr drei Spritztouren gemacht“!

Oder angesichts der Quarantäneregeln, der Rat eines Experten, Klopapier einzufrieren! Man weiß ja nie! Sie werden aus den Narrenmäulern sprudeln die Sager, Zoten, Witze und Wortspielereien Corona, den Klimawandel oder unsere Politiker betreffend, die ja derzeit ein gefundenes Fressen, nicht nur für das Narrenvolk sind. Ein Gecko im Tarnanzug und eine Mücke auf einem Stein, die Gefahr läuft gefressen zu werden. Auch Kurz-Witze sind im Trend. Auf die Frage eines deutschen Urlaubers, ob es nach Kurz keinen Kanzler gibt, antwortet ein Narr: „Ne hamma schon wieder!“ Bei all den Maßnahmen und Regeln, welche die Volksseele spalten und zum Kochen bringen, ist es doch der Humor, der der Seele eine Ruhe- und Tanzpause gibt. Und was Corona anbelangt, so ist derzeit und angesichts der Ratlosigkeit von Experten und Politikern, Lachen immer noch die beste Medizin.

Manfred Tisal ist Kabarettist, Moderator, Autor und Journalist.

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