Kampf mit Rom

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Stefano Mazzolini, Vizepräsident des friulanischen Regionalrates, über die Corona krise in Italien und möglichst rasch geöffnete Grenzen

Stefano Mazzolini, Vizepräsident des friulanischen Regionalrates (Quelle: Privat)

Herr Vizepräsident, wie ist die Lage in Friaul-Julisch-Venetien in Sachen Coronarise?
Stefano Mazzolini: Zunächst ist klar, dass das die schlimmste Krise seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges für unser Italien darstellt, und wir vor allem wirtschaftlich eine große Katastrophe erleben. Das Problem noch schlimmer macht der Umstand, dass wir in Rom gleichzeitig auch noch eine der schlechtesten italienischen Regierungen an der Macht haben, die die Krise nicht gerade optimal managed. In Friaul-Julisch-Ventien selbst haben wir die geringste Corona-Rate in ganz Italien, wir haben gleich am Anfang strenge Ausgangsbeschräkungen gehabt und so die Seuche in den Griff bekommen. Jetzt wollen wir autonom – trotz Gegenwehr von Ministerpräsident Conte – auch schnellere Öffnungsschritte. Unser Regionalpräsident Massimiliano Fedriga und seine Kollegen aus dem Veneto führen hier einen Kampf mit Rom, um eben wegen der besseren Daten in Sachen Corona schneller Öffnungen regional voranzutreiben.

Wie reagiert darauf Rom und Conte?
Mazzolini: Der lehnt das ab, und will einheitlich für ganz Italien bis Juni den Lockdown aufrechterhalten, weshalb wir uns dazu entschieden haben, im Rahmen unserer regionalen Autonomie erste Lockerungsmaßnahmen zu ergreifen. Das bedeutet etwa, dass zunächst wieder Spaziergänge erlaubt sein werden, Sport im Freien, oder Essen zum Abholen, aber auch Reisefreiheit innerhalb Friauls wieder möglich sein wird.

Friaul und Veneto haben viele touristische Betriebe, wie geht es denen?
Mazzolini: Gleich wie in Österreich: Von 100 auf 0. Das ist auch eine Katastrophe für sich, wir verlieren in den Tourismus-Gebieten zunächst den kompletten Mai, zumal die Italiener selbst nicht ans Meer fahren dürfen, ganz zu schweigen von den geschlossenen Grenzen für ausländische Touristen. Auch hier werden wir in der Region einen Sonderweg einschlagen. Präsident Fedriga wird in den nächsten Tagen mit dem Landeshauptmann von Kärnten und dem Ministerpäsident von Slowenien eine Konferenz haben, bei der er vorschlagen wird, die Grenzen zumindest in der Region ab Ende Mai aufzumachen. Mit Slowenien und Friaul sind diese schon teilweise offen. Abschließend möchte ich festhalten, dass wir lernen müssen, mit Corona zu leben, aber ohne Lockdown – weil das werden wir nicht überleben.

Sehen Sie einen Schuldigen für die ganze Katastrophe?
Mazzolini: Die Hauptverantwortung trägt sicher China, das offensichtlich einen katastrophalen Umgang mit Wildtieren hat. Aber auch die EU hat in dieser Krise mit Sicherheit versagt, ich war schon immer europakritisch, aber jetzt lehne ich diese Union komplett ab, von da kommt überhaupt nichts.

[Autor: W.M. Bild: Wikipedia/Dipartimento Protezione Civile Lizenz: CC BY 2.0]