Kniefall vor dem rotchinesischen Diktator?

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Autor: E.K.-L. Bild: Wikipedia/Steven Pisano Lizenz: CC BY 2.0


Die Wiener Philharmoniker verheimlichen ihr Konzert in Taipeh

So mancher erinnert sich noch an den Ausspruch Bruno Kreiskys, sobald eine Sache ein wenig abseits geltender Normen erledigt werden sollte, wie etwa dem Waffen-Export der damals verstaatlichten Voest an die kriegführenden Perser: Macht‘s es, aber bitte unter der Tuchent!

Jenes Diktum fällt einem ein, sobald in diesen Tagen die Rede auf die Öffentlichkeitsarbeit der Wiener Philharmoniker kommt. Worum geht es? Das zu Recht weltberühmte Orchester gab am 27. Oktober unter der Federführung von Franz Welser-Möst ein Konzert in Taipeh, der Hauptstadt der Republik China. Bekanntlich gebietet der Staat bloß über das Territorium der Insel Taiwan (auch Formosa), ist nur von wenigen anderen Ländern anerkannt und muss jeden Tag eine Invasion der Rotchinesen befürchten.

Auf dem Programm in Taipeh standen Johannes Brahms Akademische Festouvertüre sowie dessen Symphonie Nr. 3; darüber hinaus Antonín Dvořáks Symphonie Nr. 8. Mit einem Wort: Eine feine Sache für die Kunstfreunde auf der Insel.

Asientourneen europäischer Orchester sind normalerweise Hochämter der Social-Media-Abteilungen des jeweiligen Hauses. Es werden laufend schöne Bilder und nette Geschichten produziert, die der Konkurrenz, den eigenen Fans und der Kulturpolitik daheim zeigen sollen, dass man auch international groß aufspielt.

Ganz anders verhält sich der Sachverhalt, wenn man im freien und demokratischen Teil Chinas auftritt. Da kann man sich leicht den Unwillen der Pekinger KP-Führung zuziehen, die ja Taiwan über kurz oder lang heim ins Reich führen will; falls notwendig, mit Gewalt.

Um das rote China zu besänftigen, fährt man halt nach Taipeh, aber keiner soll es wissen. Ein wenig naiv, da Konzerte dieser Art in Peking sehr wohl registriert werden. So also sieht Appeasementpolitik gegenüber totalitären Regimen aus: Man konzertiert, aber statt seine Solidarität mit einem bedrohten demokratischen Staat selbstbewusst öffentlich zu machen, verbirgt man die Geschichte unter der Tuchent, im Konzertkalender wird der Termin unterschlagen. Das sei eine bewusste Entscheidung aufgrund der politischen Situation, so die Pressesprecherin der Wiener Philharmoniker, denn: Man muss es nicht an die große Glocke hängen. Tja, das klingt Selbstzensur …

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