Lithium hat eine stets wachsende Bedeutung

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Autor: E.K.-L. Bild: Wikipedia/Dnn87 Lizenz: GNU Free Documentation License


Die Abbaumethode lässt ach so umweltbewusste Gutmenschen weitgehend kalt

Nicht bloß Kobalt – mitunter auch Kobold genannt (© Annalena Baerbock) – wird heutzutage für Akkumulatoren, Smartphones, E-Roller und in erster Linie Elektroautos (zwischen acht und vierzig Kilo Lithium stecken in einer E-Auto-Batterie) immer wichtiger (siehe den Beitrag „Afrika will sich schrittweise emanzipieren“ in ZZ Aktuell vom 24. Mai), sondern auch Lithium. Zumal die Generation Greta um keinen Preis auf ihre Smartphones und E-Bikes verzichten will. Und deren Eltern sich schicke, angeblich umweltfreundliche E-Wagen zulegen.

Apropos Mobile. Wegen der Umstellung von Verbrennungsmotoren zu Elektroantrieben steigt die Nachfrage nach Lithium rasant. 2020 betrug die weltweite Nachfrage 85.000 Tonnen, bis 2030 werden es 500.000 Tonnen sein. Dadurch steigt auch der Preis, er hat sich seit Anfang 2021 verachtfacht.

Lithium – sein Anteil an der Erdkruste beträgt 0,006 % – ist das leichteste Metall auf der Erde und zählt zu den nicht nachwachsenden Rohstoffen. Es kommt zwar häufig vor, allerdings nur in sehr niedrigen Konzentrationen. Das silberweiße Metall führt schon bei Berührung zu schweren Verätzungen und Verbrennungen.

Während bei Kobalt der ehemals belgische Kongo die Nase vorn hat, ist Chile mit jährlich rund  26.000 Tonnen Lithium-Förderung (Stand 2021) der Platzhirsch, allerdings befindet sich Australien auf der Überholspur. Auch hierzulande ist Lithium im Boden, konkret auf der Weinebene im Kärntner Bezirk Wolfsberg.

Lithium wird in Australien vorwiegend aus Gesteinen im offenen Tagebau, in Südamerika häufig aus Salzwasser (Grundwasser, Salzseen) durch Verdunstung gewonnen.  In trockenen Gegenden wie Chile wird durch die Grundwasserverwendung das Austrocknen der Landschaft gefördert. Zusammengefasst: Sowohl der Abbau von Kobalt und Lithium sowie die Gewinnung von Erdöl und Erdgas (Stichwort Fracking) hinterlässt deutliche Spuren in der Natur.

Das führende chilenische Unternehmen in Sachen Lithiumabbau ist die SQM (Sociedad Quimica y Minera de Chile), ansässig in der Hauptstadt Santiago. An der Neu-Yorker Börse hat SQM einen Börsenwert von 26 Milliarden US-Dollar. Was Wunder: Der Konzern befriedigt zurzeit ein Fünftel der weltweiten Nachfrage und gehört damit zu den Großen Drei auf dem Markt.

Im Norden Chiles, in der Atacama-Wüste, befindet sich an die 30 % der weltweit bekannten Lithium-Reserven. SQM baut derzeit (Stand 2021) jährlich  100.000 Tonnen ab, bis 2023 will man das verdoppeln. Darüber hinaus ist der Konzern Weltmarktführer bei speziellen Düngemitteln (vor allem Kalidünger), die durch den teilweisen Ausfall der Produzenten Russland und Ukraine knapp sind.

Trotzdem genießt die Firma einen eher durchschnittlichen Ruf, viele Chilenen, nicht nur Linke, sprechen von  ladrones (Diebe). Doch weswegen? Das hat mehrere Ursachen. Einerseits wurde die ursprünglich staatliche SQM Mitte der Achtzigerjahre privatisiert, wobei Julio Ponce Lerou, der Schwiegersohn von Staatschef Augusto Pinochet, den Zuschlag erhielt. Was nach Nepotismus riecht, zumal das Unternehmen damals deutlich unter dem Marktwert verscherbelt wird. Heute ist Lerou mit 26 % Anteil noch immer der größte Aktionär.

Andererseits klagen Umweltschützer das Unternehmen an, durch den Abbau von Lithium würde den Bewohnern der Atacamawüste (es handelt sich um eine überschaubare Anzahl von Indios) das notwendige Grundwasser entzogen. Auch die Indios wittern den Braten, fordern finanzielle Entschädigung dafür, dass die auf ihrem ursprünglichen Stammesgebiet abgebauten Bodenschätze eigentlich ihr Eigentum seien. Einzelne europäische Firmen zögern deswegen aus moralischen Bedenken mit dem Kauf chilenischen Lithiums. Was SQM kaum anficht, geht doch das Gros nach Rotchina und andere Fernost-Länder.

Eines steht zu befürchten: Der unlängst gewählte linke Präsident Gabriel Boric, ein Jugo-Chilene, könnte sich als geistiger Nachfolge des seinerzeitigen Staatschefs Salvador Allende gerieren und das Unternehmen kurzerhand verstaatlichen. Freilich sollte ihm das Ende des Genossen Allende zu denken geben …

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