Der Verfasser dieser Zeilen war einigermaßen konsterniert. Jüngst langte ein Schreiben der Beitragsstelle der katholischen Kirche ein. Das Kirchenmitglied wurde ersucht Kontakt aufzunehmen, um die Höhe des jährlichen Obolus auszuverhandeln.
Bilder vergangener Zeiten erstehen. Der Erlagschein liegt am Schreibtisch. Wochenlang. Da hält Papst Benedikt XVI. eine Rede, wo er einen byzantinischen Kaiser zitiert, welcher wiederum die Lehre des Islam kritisierte. In einer ähnlichen Weise wie es Islamkritiker heute tun. Seien es Christen, Konfessionslose oder liberale Muslime selbst. Kanzlerin Merkel sah sich genötigt in die Debatte einzugreifen und Papst Benedikt XVI. zu attackieren. Der Verfasser dieser Zeilen sah sich genötigt den Erlagschein umgehend einzuzahlen.
Nun blickt der konservative, kritische Katholik – ja, es gibt nicht nur linke, kritische Katholiken – auf die aktuellen Schlagzeilen. Das Vermögen der Diözese Gurk beläuft sich auf 113 Millionen Euro. 30 Prozent Immobilien, 60 Prozent Wertpapiere. Nun möchte man sicherlich keine Neiddebatte führen. Schließlich glaubt man ja auch an die soziale Marktwirtschaft und die Aufgabe der Kirche die Gebäude, welche ja großteils unter Denkmalschutz stehen, zu erhalten, zu pflegen, zu sanieren. Und gegen Brandstiftung sowie Vandalismus zu schützen, was leider immer öfter passiert.
Jedoch glaubt die Mehrheit der Repräsentanten der Kirche an die soziale Marktwirtschaft? Unterlässt sie in umgekehrter Folge Neiddebatten? Verteidigt sie den Glauben und die historischen Kultstätten im ausreichenden Maße?
Nach der Quasi-Heiligsprechung Greta Thunbergs erfolgte eine Quasi-Heiligsprechung Carola Racketes. Ein italienischer Kardinal verkündete, dass der Leitstern in dieser Debatte der Polarstern sei. Sprich: Illegale Migranten müssten nach Norden gebracht und nicht zurück in die afrikanischen Häfen, wie es das Gebot der Nächstenliebe besagt. Im Unterschied zum links-utopischen Gebot der Fernstenliebe.
Sowohl die katholische als auch die evangelische Kirche Deutschlands beteiligen sich finanziell an der sogenannten Seenotrettung im Mittelmeer. Und machen sich somit quasi zu Unterstützern der Schlepperei.
Papst Franziskus I. sprach davon, dass Gott keine Ausländer kenne. Die Kirche ist jedoch gemäß Staaten organisiert und diese Landeskirchen wiederum in Diözesen, welche in etwa Bundesländern sowie Bundesstaaten oder Provinzen entsprechen. Besagte Landeskirchen schließen Konkordate ab, sprich Verträge zwischen Kirche und jeweiligem Staat, wo Religionsunterricht, Kirchenbeitrag, etc. geregelt werden. In die meisten Hauptstädte der Welt werden apostolische Nuntien entsandt. Und letztendlich ist der Vatikan selbst ein Staat. Somit hat die Kirche die nationalstaatliche Organisation mit Staatsbürgern und Nichtstaatsbürgern anerkannt. Und somit auch die Migrationsgesetze der Staaten. Dies ist der entscheidende Unterschied zwischen Christentum und Islam. Die Anerkennung der weltlichen Herrschaft. Mitsamt ihren Gesetzen.
Was macht der konservative, kritische Katholik nunmehr? Er befolgt den Rat des Heiligen Vaters. Er wünscht, dass sein Obolus der amerikanischen katholischen Kirche zu Gute kommt. Dort hat Kardinal Burke aus St. Louis, Missouri, der Haltung des Papstes widersprochen, dass die Todesstrafe nicht mit der Lehre vereinbar sei. Burke bezeichnete die Todesstrafe als gerechtfertigt, wenn diese notwendig ist zur Aufrechterhaltung einer gerechten Ordnung. Huntington hatte schon recht: In Amerika sind auch die Katholiken anders.
[Autor: G.B. Bild: www.wikipedia.org/Mariordo (Mario Roberto Durán Ortiz) Lizenz: CC BY-SA 4.0]