155-mm-Haubitzen – die Wunderwaffen des Herrn Selenski?

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Autor: E.K.-L. Bild: Wikipedia/Lance Corporal Ray Lewis Lizenz: gemeinfrei


Die USA schicken 90 Stücke modernste Artilleriegeschütze in die Ukraine

Für die Abwehr der russischen Feuerwalze im Donbass brauchen die zurzeit stark bedrängten Ukrainer schwere Waffen. Der Kampf im offenen Gelände im Osten der Ukraine verlangt in erster Linie eine Verstärkung der ukrainischen Artillerie, die der russischen zahlenmäßig stark unterlegen ist.

Nur mit Artillerie kann ein massiver russische Vorstoß bekämpft und gegnerische Geschütze zerstört werden. Sleepy Joe Biden dürfte dies, mutmaßlich assistiert von Lobbyisten der US-Rüstungsindustrie,  relativ schnell begriffen haben. Während EU-Staaten noch darüber nachdenken, ob man überhaupt schwere Waffen liefern sollte (bei einer Ausweitung des Krieges wäre ja Europa das Schlachtfeld), sind neunzig gezogene 155-mm-Haubitzen des Typs M-777 bereits auf dem Weg in die Ukraine.

Vor vier Wochen trafen die ersten Geschütze in der Ukraine ein. Die Lieferung durch die Amerikaner dient nicht nur dazu, die eklatante Unterlegenheit der Selenski-Truppen auf dem Gebiet der Artillerie zu verringern. Darüber hinaus geht den Mannen Kiews die Munition für ihre aus der Sowjetzeit stammenden Kanonen aus. Nachschub dafür ist aus Russland ja kaum zu erwarten …

Die M-777 vermag präzisionsgelenkte Excalibur-Granaten zu verschießen, die der vorgeschobene Artilleriebeobachter mittels Laser ins Ziel lenkt. Bei einer Reichweite von bis zu fünfzig Kilometer kann die Excalibur-Granate ein Ziel mit einer Genauigkeit von fünf bis zehn Metern treffen. Das erinnert an die Prahlerei der US-Armee im Irakkrieg, wonach man Raketen wahlweise in die Damen- oder Herren-Toilette eines Bagdader Hotel lenken könne.

Doch jeder, der sich einigermaßen auskennt, stellt sich die Frage: Weshalb nicht Panzerhaubitzen? Nun, ein Vorteil der M-777 ist ihr geringes Gewicht von rund 4,2 Tonnen. Deshalb ist sie leicht transportierbar und im Gelände überaus beweglich. Sie wird von einem Lastwagen gezogen, kann aber auch per Hubschrauber ins Feld geflogen werden. Ist sie einmal in Stellung, besteht Schussbereitschaft in weniger als drei Minuten und das Geschütz vermag nach Beendigung des Feuers in zwei Minuten weggefahren werden. Dies ist wichtig, denn moderne Artillerie-Radarsysteme können aufgrund der Flugbahn eines Geschosses den Standort des feuernden Geschützes bestimmen.

Ein Nachteil der M-777 ist ihre mangelhafte Absicherung gegen Angriffe von feindlichen Flugzeugen und seitens der Artillerie des Gegners. Bei Panzerhaubitzen richtet erst ein sehr nahe beim Fahrzeug liegender Einschlag einen ernsthaften Schaden an. Bei der gezogenen Haubitze hingegen sind Mannschaft und Zugfahrzeug praktisch ungeschützt. Außerdem: Panzerhaubitzen können innerhalb vorrückender Panzerverbände als Sturmartillerie eingesetzt werden, während gezogene Haubitzen in der Regel weiter weg von der Frontlinie postiert werden, was sich hinsichtlich der Schussdistanz negativ auswirkt.

Anderseits: Hätten die Amis Panzerhaubitzen M-109 Paladin geschickt, hätten sie das siebenfache Gewicht über den Atlantik transportieren müssen. Die M-109 sind zudem reparaturanfälliger und brauchen für ihre Verschiebung wesentlich mehr Treibstoff. Größere Mengen Munition bedürfen eines Munitionstransporters, während gezogene Haubitzen Munition auf ihren Zugfahrzeugen transportieren können.

Auch die Handhabung der gezogenen Haubitzen ist wesentlich einfacher, ein wichtiger Punkt angesichts dessen, dass die Ukrainer auf westlichen Artilleriesystemen zuerst einmal ausgebildet werden müssen. Allerdings hat Washington die Ukrainer in gewisser Hinsicht im Regen stehen lassen: Ein Computer zur wesentlichen Steigerung der Zielgenauigkeit und Leistungsfähigkeit der Haubitzen wurde nicht mitgeliefert – wohl aus Befürchtung, die Geräte könnten den Russen in die Hände fallen.

Fazit: In den nächsten Wochen wird sich zeigen, ob ein rechtzeitiger Einsatz der M-777-Haubitzen die Einkesselung der drei im Donbass stehenden ukrainischen Elite-Brigaden verhindern kann.

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