Beim Weltuntergang möchte ich in Österreich sein. Da passiert alles ein paar Jahre später. So lautet ein bekanntes, launisches Bonmot ein wenig abgewandelt. Und tatsächlich. Nachdem die krakeelenden Großstadtpartisanen ihre Unkenntnis lautstark demonstriert hatten, soll Professor Höbelt erklärt haben: Man muss die Butzis ja verstehen. Sie haben ja sonst nichts zu sagen.
Einerseits typisch britisches Understatement, was Höbelts Vorlesungen bei konservativen Hörern, gleich welchen Alters, so beliebt und gefragt macht. Würde die Marktwirtschaft an der Universität Wien funktionieren, nämlich im Sinne von Angebot und Nachfrage, dürfte in seinen Hörsälen niemand stehen bzw. am Boden sitzen müssen. Genderlehrstühle und ähnlicher Unfug müsste Platz für ihn machen und nicht umgekehrt.
Andererseits eine Hommage an die Unterschiede zwischen Österreich und Deutschland, wie eingangs erwähnt. Während der AfD-Gründer Lucke unter massiven Polizeischutz seiner Arbeit an der Hochschule nachgehen muss oder FDP-Chef Lindner und der gemäßigte CDU-Mann de Maiziere gar ihre Vorträge bzw. Vorlesungen gar nicht halten konnten, sind Österreichs Opfer der Hörsaalsturmabteilung vergleichsweise glimpflich davongekommen.
Höbelt und Schwarzer konnten grosso modo ihrer Tätigkeit nachgehen. Trotz hysterischer Unterbrechungen. Und der Nachsatz der resignierenden Hörsaal-SA bei Alice Schwarzer: Ihr seid ein unsolidarischer Haufen, gewinnt unter diesem Blickwinkel eine völlig neue Bedeutung. Nicht ihr klassenkämpferischen Genossen seid unsolidarisch, sondern ihr schlaffen Ösis.
In Deutschland hätten wir mit einem wie Höbelt schon längst tabula rasa gemacht. Und die abweichlerische Schwarzer hätte ihren Anti-Islamismus ohne Polizeischutz nicht verbreiten können.
Von hier führt eine logische Fortsetzung zur Aussage Höbelts: Eigentlich müsste Frankreich aus der EU ausscheiden. Nicht das Vereinigte Königreich. Französischer Zentralismus und deutsche Gründlichkeit gehen nicht zusammen.
So funktioniert das Rauchverbot in Italien nur, weil sich niemand wirklich daranhält. Und weil sich niemand ernsthaft darüber beschwert, dass sich niemand daranhält.
Ähnlich verhält es sich mit Genderismus, Klimawahn sowie ähnlichen Auswüchsen des Brüsseler Autoritarismus.
Wenn Boris Johnson erklärt, dass das Vereinigte Königreich bis 2050 klimaneutral wird, nimmt ihn niemand ernst. Wenn Boris Johnson erklärt, dass das Vereinigte Königreich bis Jänner 2020 aus der EU ausscheiden wird, nehmen ihn alle ernst. Deswegen stört es Boris Johnson nicht, dass sein Klimaplan ignoriert wird, während es die Konservativen nicht stört, dass er ihn öffentlich erwähnt. Solange sie sicher sein können, dass sein Brexit-Plan ernst ist. Und das ist er.
Wenn Angela Merkel erklärt, dass Deutschland bis zum Jahre 2050 klimaneutral ist, nehmen sie alle ernst. Wenn Angela Merkel erklärt, dass Deutschland bis zum Jahre 2030 seine NATO-Bündnisverpflichtung von zwei Prozent Militärausgaben erfüllen wird, nimmt sie niemand ernst.
Deswegen herrschen Schaudern und Schrecken unter den verbliebenen Vernunftbegabten.
Der Verfasser dieser Zeilen erfuhr von der Arbeitsdisziplin eines grünen österreichischen Landesrats und Vorkämpfers des Klimawahns. Der erste im Büro. Der letzte im Feierabend. Sein Fleiß führt im besten Fall zum Ausfall von Produktivität. Im schlimmsten Fall mindert es die Produktivität anderer.
Daher ist es so gefährlich, wenn deutsche Gründlichkeit im Dienste einer manischen Utopie steht…
[Autor: B.T. Bild: www.wikipedia.org/Mathesar Lizenz: CC BY-SA 4.0]