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Andrea Schurian tadelt die politisch Korrekten

In der aktuellen Ausgabe von „NU – Jüdisches Magazin für Politik und Kultur“ (4/2020) ist unter dem Titel „Wo bleibt der Aufschrei intellektueller, liberaler Eliten?“ ein überaus lesenswerter Kommentar der Chefredakteurin Andrea Schurian zu finden. Schon der Untertitel „‘Wehret den Anfängen! Zu spät wird die Medizin bereitet, wenn die Übel durch langes Zögern erstarkt sind‘, heißt es in Ovids Remedia amoris“, zeugt nicht bloß von einer klassischen Bildung Schurians (sie ist „Presse“-Lesern als kluge Quergeschrieben-Autorin geläufig), sondern lässt auch ahnen, in welche Richtung ihre Kritik zielt. Es handelt sich um das Schweigen des Mainstreams zu islamistisch motivierten Terroranschlägen.

Schurian zählt eingangs drei Fälle auf: Wien-Seitenstettengasse am 2. November 2020 mit vier Toten, die Enthauptung eines französischen Lehrers, nachdem dieser seinen Schülern Mohammed-Karikaturen aus dem Satireblatt Charlie Hebdo gezeigt hat, die Enthauptung einer Kirchgängerin in Nizza durch einen tunesischen Flüchtling, der zudem zwei weitere Menschen mit einem Messer ins Jenseits befördert.

Die Kommentatorin wörtlich: „… gab es keinen lautstarken Aufschrei von Österreichs politischen, (links-)intellektuellen, liberalen Eliten oder auch der muslimischen Zivilgesellschaft. Keinen Schweigemarsch. Keine Betroffenheitsprosa. Keine Unterschriftenlisten gegen Salafismus und Gotteskriegertum … Das Totschlagargument Islamophobie wirkte – bisher zumindest – verlässlich.“

Die grüne Bildungssprecherin Sibylle Hamann fand, so Schurian, nach den Attentaten in Frankreich noch beschwichtigende Worte, denn dort würden die sozialen Milieus deutlich krasser auseinanderklaffen als hierzulande. Die Replik der NU-Chefredakteurin:

„… auch in Österreich existierten schon vor den Attentaten Parallelwelten, verweigerten muslimische Männer den Lehrerinnen ihrer Kinder den Handschlag, bedrohen selbst ernannte Tugendwächter muslimische Mädchen, die kein Kopftuch tragen; verwüstete ein 31-jähriger Syrer, der seit 2013 als anerkannter Flüchtling in Österreich lebt und der Juden und Homosexuelle hasst, das jüdische Gemeindezentrum in Graz … gibt es Zwangsverheiratungen, hasspredigende Imame …“

Auch die grüne Spitzenkandidatin Birgit Hebein kommt minder gut weg. Diese habe es „dirty campaigning“ genannt, „als Abdelati Krimi, der Letztgereihte auf der grünen Wienwahl-Liste, auf einem arabischsprachigen Facebook-Sender durchblicken ließ, er habe mehr für die Gesetze des Koran übrig als für jene Österreichs“.

Schurian erwähnt die bekannte These Karl Poppers, wonach uneingeschränkte Toleranz notwendigerweise zum Verschwinden derselben führe. Popper wörtlich: „Denn, wenn wir die unbeschränkte Toleranz sogar auf die Intoleranten ausdehnen, wenn wir nicht bereit sind, eine tolerante Gesellschaftsordnung gegen die Angriffe der Intoleranz zu verteidigen, dann werden die Toleranten vernichtet werden und mit ihnen die Toleranz“.

Die kluge Kommentatorin dazu: „Wer Poppers Toleranz-Paradoxon in Islam-Debatten wirft, landet allerdings schneller im rechten Abstelleck, als er nach links abbiegen kann. Auch aus Gründen falsch verstandener politischer Korrektheit wird bei islamistisch motivierten Anschlägen flott relativiert …“

Fazit: Es steht zu hoffen, dass sich die politisch Korrekten Andrea Schurians Gedanken zu Herzen nehmen.

[Autor: E.K.-L. Bild: Wikipedia/Franz Johann Morgenbesser from Vienna, Austria Lizenz: CC BY-SA 2.0]

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