EU-Gasembargo schadet auch der Ukraine

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Autor: U.K. Bild: Pixabay Lizenz: –


Immer vehementer verlangt Brüssel, allen voran EU-Ratspräsident Charles Michel und Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, einen Importstopp, ein sofortiges Embargo für Erdgas aus Russland. Dass solcherlei die Wirtschaft in Österreich und Deutschland in eine tiefe Krise stürzen würde und die Bevölkerung in Mitteleuropa vermutlich mehr trifft als Russlands Machthaber, wird dabei billigend in Kauf in Kauf genommen.

Völlig übersehen wird jedoch, dass ein Importverbot für Russen-Gas auch der Ukraine massivst schaden würde. Dem Land also, dem die EU-Politiker mit diesen neuen Sanktionsmaßnahmen vorgeblich helfen wollen.

Denn für die Ukraine sind die Transitgebühren, das Geld, was Gaslieferanten wie Gazprom für die Durchleitung des Energierohstoffs durch das Drusha-Pipelinenetzwerk auf ukrainischem Territorium zahlen müssen, ein wichtiger Devisenbringer. 2,66 US-Dollar pro 1.000 Kubikmeter und 100 km Transportstrecke zahlt Gazprom an den ukrainischen Pipeline-Betreiber „Gas Transmission System Operator of Ukraine“ (GTSOU), der im letzten Herbst bei Gazprom um eine Verlängerung der Transportvereinbarung um weitere 14 Jahre angesucht hat. Im Schnitt machten diese Gebühren bislang rund zwei Milliarden US-Dollar (rund 1,8 Milliarden Euro) pro Jahr aus, ein durchaus signifikanter Teil der Exporterlöse in harter Währung. Die GTSOU befindet sich zu 100 Prozent im ukrainischen Staatsbesitz, gibt 11.000 Mitarbeitern Lohn und Brot und zählt zu den zehn größten Steuerzahlern des Landes.

Das würde im Falle eines Embargos ersatzlos entfallen. Zudem droht ein langfristiger Zerfall der Pipeline-Infrastruktur, die zum Teil noch auf Sowjetzeiten zurückgeht. Sergiy Makogon, Chef der GTSOU, erklärte unlängst dem Rohstoff-Nachrichtendienst „bne IntelliNews“ gegenüber, dass bei einem Entfall des russischen Gastransits ein großer Teil der Pipelines stillgelegt werden müsse, weil die Wartungskosten dann nicht mehr bezahlbar wären.

Treffen würde ein Embargo auch Polen, wenn auch in geringerem Umfang. Denn 85 Prozent der Einkünfte des Yamal-Betreibers „EuRoPol Gaz“ kommen aus Geschäften mit Russlands Gazprom, was knapp 200 Millionen Euro jährlich ausmacht.

Selbstverständlich dürften dann unverzüglich Forderungen an die EU kommen, der Ukraine und Polen die entfallenen Umsätze aus dem Gastransit zu ersetzen. Unsere Leser dürfen nun unverbindlich raten, wie die Antwort der EU-Kommission ausfallen würde, und vor allem wer das letzten Endes netto zahlen dürfte…

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