Autor: U.K. Bild: Pixabay Lizen: –
Corona-Proteste auf Guadeloupe und Martinique eskalieren
Die französischen Inseln Guadeloupe und Martinique sind echte Traumdestinationen in der Karibik. Endlose Sandstrände, freundliche und friedliebende Menschen, sonniges Klima, ein Paradies für Segler und Taucher. Doch angesichts der von der französischen Zentralregierung verschärften Corona-Maßnahmen ist die Stimmung unter den insgesamt rund 750.000 Einwohnern der beiden französischen Überseedépartements, die politisch zur Europäischen Union und zur Euro-Zone gehören, gekippt.
Nachdem die Regierung in Paris eine zwingene Impfpflicht über die Inselgruppe verhängt hat, befindet sich Guadeloupe nun in der zweiten Woche eines Generalstreiks, zu dem der Gewerkschaftsbund LKP aufgerufen hatte. Pikanterweise beteiligen sich auch Feuerwehrleute und Ärzte daran, letztere wegen Zweifeln an der Sicherheit der verordneten Impfstoffe.
Der Hintergrund: Die einheimische Bevölkerung hat in dieser Hinsicht äußerst negative Erfahrungen mit derartigen Anordnungen aus Frankreich gemacht. Ende der Neunziger Jahre kam es zu einem massiven Einsatz des Pestizides Chlordecone auf den Bananenplantagen der beiden Inseln, obwohl das Mittel in Frankreich längst verboten und bekannt war, dass Chlordecone Prostata-Krebs sowie Frühgeburten und Missbildungen bei Babies verursacht. Es kam zu Hunderten von Todesfällen, und noch heute sind große Teile des Bodens und des Trinkwassers auf Guadeloupe verseucht. Bis heute ist dieser Skandal nicht wirklich aufgearbeitet, wie selbst Präsident Macron zugeben musste.
„Wir sind Nachkommen von Sklaven, und für uns ist es wirklich wichtig, die Kontrolle über unseren Körper zu behalten“, sagte die Juristin Paméla Obertan, die die Protestbewegung auf den Inseln koordiniert, gestern der Nachrichtenagentur Reuters im Interview. „Die Regierung möchte ein medizinisches Experiment einführen. Wir sind immer noch medizinische Versuchspersonen“, so Obertan wörtlich. Wobei das übliche Nazi- und Aluhut-Narrativ der Impfapologeten hier nicht verfängt: Die 40-jährige Paméla Obertan, die der einheimischen kreolischen Bevölkerungsmehrheit angehört. hat einen Master in Europäischem Recht von der Université Paris XII und einen Master in Internationalem Recht von der Université du Québec in Kanada.
Nachdem der Generalstreik auf Guadeloupe zunächst friedlich verlief, sind die Proteste am Wochenende in gewaltsame Unruhen eskaliert. Frustriert von der sturen Haltung in Paris haben sich Teile der Einheimischen in der Hauptstadt Pointe-à-Pitre Straßenschlachten mit der Polizei geliefert. Es kam zu brennenden Barrikaden, Plünderungen von Supermärkten und sogar dem Sturm eines Waffendepots der örtlichen Miliz. Hier ein aktuelles Video des Nachrichtensenders Euronews.
Mittlerweile schwappen die Corona-Proteste auch auf die Nachbarinsel Martinique über. Seit gestern morgen (Ortszeit) blockieren LkW-Fahrer mit ihren Sattelschleppern wichtige Verbindungsstraßen, die Gewerkschaft hat auch dort zum Generalstreik aufgerufen.
Anstatt die Sorgen der Bürger ernst zu nehmen, setzt Paris jedoch auf Konfrontation. Premierminister Jean Castex, trotz Impfung mittlerweile selbst an Covid-19 erkrankt, hat 200 zusätzliche Polizisten, darunter auch Anhörige der Elte-Kommandoeinheit RAID (vgl. mit Cobra in Österreich) in die Karibik entsandt. Ob die Polizeikämpfer aus Europa die einheimische Bevölkerung wirklich „befrieden“ können, bezweifeln allerdings viele Beobachter.