Uganda: Vom Demokraten zum Langzeitdiktator

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Über die österreichische Vergangenheit des Herrschers

Yoveri Museweni hat die Präsidentenwahl vom Donnerstag (14. Jänner) mit 59 % erwartungsgemäß gewonnen. Sein populärer Herausforderer Robert Kyagulanyi (38), besser bekannt als Bobi Wine, muss sich mit 35 % bescheiden. Bobi Wine ist im November 2020 im Wahlkampf verhaftet worden, auch sonst legen Musewenis Schergen – zum Beispiel eine bewaffnete Spezialeinheit in der Hauptstadt Kampala, der sein Sohn vorsteht – dem Mitbewerber jede Menge Hindernisse in den Weg. Nun soll sich der Kontrahent in Militärgewahrsam befinden, weil er das Ergebnis der Wahl in Zweifel zieht.

Der 76-jährige Museweni steht seit 35 Jahren an der Spitze Ugandas und tritt nun zu seiner sechsten Amtsperiode an. Und möchte zumindest die nächsten fünf Jahre bleiben. Nur wenigen ist bekannt, dass er seine politischen Lehrjahre in einem Versteck im niederösterreichischen Weinviertel verbracht hat.

Mitte Juni 1985 hat das Wirtshaus „Zum grünen Hirschen“ am Hauptplatz von Unter-Olberndorf eine Schar illustrer Logisgäste, es handelt sich um eine Gruppe von neun Schwarzafrikanern. Angeblich ein „Afrikaseminar“, wie sie im Anmeldeformular eintragen. Die Wirtin Leopoldine Bayer sorgt sich rührend um ihre exotisch anmutenden Gäste, hat freilich keine Ahnung, um wen es sich da genau handelt. Nämlich um den Führungskreis der ugandischen National Resistance Movement (NRM) mit einem gewissen Yoveri Museweni an der Spitze. Im Extrazimmer des Gasthauses arbeiten sie das sogenannte Unter-Olberndorfer Manifest aus, das später Kern von Ugandas Verfassung wird.

Angesichts der nunmehr bereits jahrzehntelangen Gewaltherrschaft von Museweni wirken manche Punkte des Manifests eher wirklichkeitsfremd. Da ist etwa unter Punkt 1) zu lesen: Demokratie: Aufbau einer Basisdemokratie durch Bildung von gewählten Volkskomitees auf Dorfebene. Oder Punkt 7): Beendigung von Korruption und Machtmißbrauch.

Es sind hehre Gedanken, denen Musweni damals in Unter-Olberndorf vielleicht wirklich angehangen ist. Später geht er den Weg vieler afrikanischer Herrscher, wie zum Beispiel Paul Biya in Kamerun (seit 1982 Präsident), Joseph-Désiré Mobutu im Kongo (1965-1997) oder Robert Mugabe in Südrhodesien, das sich jetzt Simbabwe nennt. Mugabe gibt erst 2017 nach dreißig Jahren an der Macht widerwillig auf, im Alter von 93 Lenzen.

[Autor: E.K.-L. Bild: Wikipedia/Foreign and Commonwealth Office Lizenz: OGL v1.0]

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