Luxus-Uhren als Inflationsschutz

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Autor: E.K.-L. Bild: SNCR_GROUP auf Pixabay Lizenz: –


Eidgenössische Zeitmesser im Höhenflug

In eher unruhigen Zeiten wie jetzt – Krieg, Seuche, Geldentwertung – trachten Menschen danach, ihr meist bescheidenes Vermögen vor Wertverlust zu bewahren. Das ist eine recht schwierige Angelegenheit. Das Sparbuch hat seit Jahren ausgedient, denn das Guthaben wird kaum mehr verzinst und schmilzt durch die Inflation. Aktien sind von Natur aus ein unsicheres Geschäft, Gold heutzutage viel zu teuer, um es zu kaufen. Dasselbe gilt für Immobilien. Was also tun?

Manch cleverer Zeitgenosse weicht auf erlesene Armbanduhren aus. Dafür ist die Schweiz die richtige Adresse. Konkret die kleine Stadt La Chaux-de-Fonds im Kanton Neuenburg, dort sitzt etwa mit Girard-Perregaux eine der ältesten, genau: seit 1791, Schweizer Uhrenmanufakturen mit 280 Mitarbeitern. Oder auch Genf, wo Rolex domiziliert, mit rund 7.000 Beschäftigten.  Diese Schweizer Manufaktur stellt mechanische Armbanduhren im Luxussegment her und gilt weltweit als eine der angesehensten Marken. In der obersten Liga spielen da noch die Marken Patek Philippe (ebenfalls Genf), Omega (ursprünglich La Chaux-de-Fonds, jetzt Biel im Kanton Bern) sowie Audemars Piguet (Le Brassus im Kanton Waadt) mit.

Die Pandemie und die damit einhergehende riesige Geldschwemme (Koste es, was es wolle!) und zunehmende Inflationsängste haben dieser Kategorie von Uhren einen noch nie dagewesenen Boom verschafft. Die Exporte schweizerischer Uhren lagen 2021 mit 22,3 Milliarden Schweizer Franken wertmäßig sehr deutlich (nämlich plus 31 %) über dem Seuchenjahr 2020, und sondern sogar 2,7 % über dem Wert für 2019. Eines fällt auf: Die Eidgenossen verkaufen in letzter Zeit immer weniger, dafür aber umso teurere Zeitmesser.

Ein Paradebeispiel ist der 1920 gegründete Branchenriese Rolex SA (Société Anonyme, sohin Aktiengesellschaft), der im Vorjahr Uhren im Gesamtwert von satten acht Milliarden Schweizer Franken verkauft, um 30 % mehr als 2020. Viele Modelle von Rolex sind bei den weltweit rund 4.000 lizensierten Händlern nur per Vormerkung auf einer langen Warteliste zu erwerben. Um die Exklusivität zu sichern, erzeugt Rolex bloß eine limitierte Anzahl, nämlich rund eine Million Stück im Jahr. Was die Nachfrage nur zu einem kleinen Teil befriedigen kann.

Gewinner im Jahr 2021 sind auch die Marken Patek Philippe und Audemars Piguet, deren Produktionsbetriebe ungefähr gleich groß sind. Beide Marken tätigen im Vorjahr einen Umsatz von annähernd anderthalb Milliarden Schweizer Franken.

Allerdings droht den Eidgenossen eine Gefahr von unerwarteter Seite. Die Rede ist von Hermès, bisher eher als Hersteller luxuriöser Handtaschen und Seidentücher ein Begriff. Hermès bietet seit wenigen Jahren auch Armbanduhren im obersten Preissegment an und vergrößert rasch den Umsatz. Im Jahr 2021 um sagenhafte 73 %, was die oben erwähnten dreißig Prozent Zuwachs von Rolex alt aussehen lässt.

Freilich ist Hermès auf dem Uhren-Sektor noch ein Zwerg:  Der auf den ersten Blick sensationelle Zuwachs von 73 % ist in nackten Zahlen bescheiden: 200 Millionen Euro im Jahr 2020 und 337 Millionen im Vorjahr. Da spielt Rolex mit jährlich acht Milliarden Schweizer Franken (der Franken entspricht ungefähr dem Euro) schon in einer anderen Liga.

Für betuchte Zeitgenossen ist die bevorzugte Uhrenmarke eher eine Frage des Geschmacks. Aber zur Absicherung des Vermögens vor dem Schmelztiegel der Inflation ist der Erwerb der einen oder anderen Luxusuhr wahrscheinlich eine durchaus vife Idee.

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