Münster: Wilhelm der Plötzliche muss weichen

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Autor: G.B. Bild: Wikipedia/photographs Lizenz: public domain


Universitätssenat einstimmig für Umbenennung. Diskussion über Alternativen

Der Senat der Universität Münster votierte einstimmig für die Umbenennung der Westfälischen Wilhelms Universität, WWU in Münster. Laut dem Historiker Olaf Blaschke sei erwiesen, dass Kaiser Wilhelm II. „überaus militaristisch und nationalistisch, antislawisch und geradezu obsessiv antisemitisch war.“ Die entscheidende Abstimmung folgt nunmehr im April. Was am Ausgang jedoch keinen Zweifel wecken soll. Der Ring Christdemokratischer Studenten, RCDS, bedauerte die Entscheidung des Senats, möchte jedoch an zukünftigen Alternativen mitwirken. So wurde durch die konservative Studentenschaft Edith Stein als neue Namensgeberin nominiert.

Stein war eine katholische Ordensschwester jüdischer Abstammung. Als solche wurde sie dennoch ein Opfer des Nationalsozialismus im KZ Auschwitz. Papst Johannes Paul II. sprach Edith Stein, welche auch als Philosophin wissenschaftlich tätig gewesen ist, heilig. Sie gilt als Märtyrerin der Kirche. Ebenfalls im Gespräch als neue Namensgeberin ist Hannah Arendt. Die deutsch-jüdische Philosophin, welche in die USA emigrieren musste und als eine der Vordenkerinnen der 68er-Schule gilt. Georges Clemenceau erklärte während der Verhandlungen zu den Pariser Vorortverträgen: „Wilson hat 14 Punkte. Gott hatte zehn Gebote. Wir werden sehen.“

Jedenfalls muss Wilhelm II., mit dem Beinamen Wilhelm der Plötzliche, ob seiner erratischen Außenpolitik, weichen. Mildernde Gründe wurden dem Kaiser, der nach dem Platz an der Sonne sowie Poseidons Triton strebte, nicht zuerkannt. Im Unterschied zu dem Begründer bzw. dem Förderer der Eberhard-Karls-Universität im württembergischen Tübingen. Graf Eberhard stiftete die Universität im Jahre 1477. Im Laufe seiner Regentschaft verwehrte er jüdischen Bürgern die Verlängerung zur Genehmigung zum Aufenthalt. Der Namensgeber und Förderer der Universität, Herzog Karl Eugen, verkaufte Landeskinder nach Übersee im Zuge des sogenannten Soldatenhandels. So kämpften diese als Rotröcke im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg. Schon seinerzeit kritisiert durch Friedrich den Großen und thematisiert in Friedrich Schillers „Kabale und Liebe.“ Die Historikerkommission sprach davon, dass die Förderer der Universität nun einmal Kinder ihrer Zeit gewesen sind, mit allen menschlichen Mängeln. Die Abstammung ging 16:15 für die Beibehaltung des Namens aus.

Kein Glück hingegen hatte Ernst Moritz Arndt an der Universität Greifswald. Zu offenkundig nationalistisch und militaristisch waren seine Texte, wie man sich heute ausdrücken würde. Die Liste der Umbenennungen findet sicherlich noch eine Fortsetzung. Leider.

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