Reaktionärer Adventkalender XXIII

by admin2

Weihnachten rund um die Welt

London. Zentrale Labour-Party. Das Telefon läutet.
„Corbyn.“
„Hallo Jeremy. Wie läuft es bei Ihnen?“
„Prime Minister?“
„Nicht so förmlich Jeremy. Call me Boris!“
„Ähm. Ja. Gut. Was gibt es?“
„Ich wollte mich bei Ihnen bedanken. Ihre Verdienste um das Vereinigte Königreich sind außerordentlich bemerkenswert. Ohne Sie hätten wir das alles nicht derart bravourös über die Bühne gebracht. Ich, die Tories, die Untertanen ihrer Majestät stehen zutiefst in Ihrer Schuld. Daher wünsche ich Ihnen und Ihren Lieben ein gesegnetes und wunderschönes Weihnachtsfest.“
„Ist das ein Scherzanruf?“
„Keineswegs. Jeremy. Keineswegs. Sie müssen lediglich Verständnis haben, dass Sie niemanden von meinem Anruf erzählen dürfen. Aber Sie kennen ja das Business. Sobald Ihr Nachfolger gewählt ist, werde ich dafür sorgen, dass Sie einen Sitz im House of Lords erlangen. Na, wie klingt das? Fantastisch, nicht!?“
Tut, tut, tut…
London. Downing Street Nr. 10. Die Leitung ist unterbrochen.
„Hat der das alles etwa ernst gemeint…“

Paris. Elysee Palast. Strategiesitzung.
„Ich will eine Force d’Espace!“
„Monsieur le President. Bei allem Respekt. Darf ich Sie auf unsere angespannte Budgetlage hinweisen.“
„Donald hat auch eine. Warum bekomme ich keine?“
„Monsieur le President. Darf ich Sie rücksichtsvoll auf den Umstand aufmerksam machen, dass vor der Türe Zehntausende gegen die Pensionsreform protestieren. Die Republik kommt einfach nicht zur Ruhe.“
„Gebt ihnen Kuchen. Und mir meine Force d’Espace.“
„Monsieur le President…“
„Force d’Espace. Force d’Espace. Force d’Espace…“

London. Zentrale Labour-Party. Das Telefon läutet.
„Corbyn.“
„Mr. Corbyn. Wir rufen Sie an, um Ihnen für Ihren außerordentlichen Einsatz für unser Vereinigtes Königreich zu danken. Wären Sie nicht gewesen, müssten wir nach wie vor durch ein Tal der Unsicherheit sowie der Düsternis wandeln. Lassen Sie sich von uns versichern, dass wir Ihren Beitrag gar nicht hoch genug schätzen und Ihnen danken können.“
„Ist das ein Scherzanruf?“
„Mr. Corbyn. Sie kennen uns. Sie wissen, dass wir nicht zu Scherzen neigen. Zumindest nicht im Zusammenhang mit derart ernsthaften Angelegenheiten. Daher seien Sie versichert. Sobald Ihr Nachfolger gewählt ist, werden wir beim Premierminister unserer Regierung entsprechend intervenieren, damit Sie einen Sitz im House of Lords erlangen. Im Moment sehen wir uns leider außer Stande Ihnen diese Ehrung zum jetzigen Zeitpunkt zukommen zu lassen.“
Tut, tut, tut…
London. Buckingham Palace. Die Leitung ist unterbrochen.
„So ein ungehobelter Bursche…“

Berlin. Konrad-Adenauer-Haus. Das Telefon läutet.
„Kramp-Karrenbauer.“
„Annegret. Gib doch endlich auf. Da ist es doch leichter sich die Namen der Mitglieder des chinesischen Volkskongresses zu merken.“
„Na ja. Da hast Du sicherlich mehr Erfahrung als ich, Angela.“
„Wes Brot ich ess, des Lied ich sing. Warum habe ich damals wohl Russisch gelernt.“
„Was ist der Grund Deines Anrufes?“
„Ich wollte mich bei Dir bedanken. Ohne Dich wäre dieses Jahr nicht so erfolgreich verlaufen. Meine Zustimmungswerte durchbrechen alle Rekorde. Niemand kann sich ein Deutschland ohne mich als Kanzlerin vorstellen. Und ganz ehrlich: Ohne Dich hätte ich das nicht geschafft.“
Tut, tut, tut…
Berlin. Kanzleramt. Die Leitung ist unterbrochen.
„Na ja. Dankbarkeit ist keine politische Kategorie. Bzw. eine Krankheit der Hunde, wie wir im FDJ-Seminar gelernt haben…“

London. Zentrale Labour-Party. Das Telefon läutet.
„Corbyn.“ Mittlerweile ostentativ genervt.
„Alter Knabe. Das war wirklich eine kolossale Leistung. Alle haben gesagt, was wollt ihr mit dieser alten Rotsocke. Den haben die doch nach der Veröffentlichung des Kommunistischen Manifests eingefroren und vor kurzem wieder aufgetaut. Da habe ich gesagt: Ja genau. Deswegen ist das genau der richtige Bursche, den wir jetzt brauchen.“
„Ich bin der Scherzanrufe langsam müde.“ Mittlerweile ostentativ resignierend.
„Für Scherze bin ich immer zu haben. Aber machen Sie sich keine Sorgen. Das meine ich ernst. Sie kriegen einen Sitz im House of Lords. Wir müssen nur warten bis die ganzen Neidhammel, Minderbemittelten und Berufssorgeträger nicht mehr so genau hinschauen und die nächste politisch korrekte Sau durchs Dorf treiben. Alleinerziehende Transgender, traumatisiertes Kolonialvolk, geringgeschätzte Franzosen und dergleichen.“
Tut, tut, tut…
London. Buckingham Palace. Die Leitung ist unterbrochen.
„Da spielt er den nützlichen Idioten a la Lenin und ist dann derart übellaunig…“

Wien. Löwelstraße. Das Telefon läutet.
„Rendi-Wagner.“
„Pamela. I bin so froh Di zu awischn. I muass Da wos Wichtigs sogn.“
„Wollen Sie etwa spenden?“
„Na jo. Vielleicht. Wens es so weiter mochts, kemma uns des echt überlegn.“
„Bitte, wer spricht?“
„Da Werna.“
„Und welche Wichtigkeit hast Du mir mitzuteilen, nachdem Du mit dem gelackten, neokonservativen Schnösel aus Döbling eine Regierung bilden willst?“
„Geh, Pamela. Sei nit a so. De Hackla san scho long bei de Faschistn.“
„Darüber bin ich mir durchaus im Klaren. Was mich vielmehr verwundert, ist der Umstand, dass das Bobotariat nach 2017 in derartigen Scharen zu Dir übergelaufen ist.“
„Waßt eh. De stehn auf de kernigen Burschn vom Lond. Des is wia mit de exotischn Vieha im Zoo.“
„Ein entsprechender Verdacht hat sich bereits in mir erregt. Aber kannst Du mir bitte verraten, wie die übrigen bei Euch damit umgehen, dass Du jetzt den steirischen Donald Trump der Energiewende spielst?“
„Waßt eh. Wos Stimmn bringt, bringt Stimmn. Und mit de verkniffn Tantn hob i eh ni kennan.“
Tut, tut, tut…
Wien. Zentrale der Grünen. Die Leitung ist unterbrochen.
„Wos füra Sch… hots hiatz zwickt.“

Washington DC. Georgetown. Das Telefon läutet.
„Rove.“
„Karl! Alter Haudegen. Wahnsinn. Wie hast Du das geschafft?“
„Mr. President. Was für eine unerwartete Ehre. Aber was konkret meinen Sie?“
„Karl. Tu nicht so. Du hast einen Mann bei den Demokraten eingeschleust.“
„Mr. President. Dies haben wir zig-fach versucht, jedoch niemals geschafft.“
„Willst Du mir ernsthaft weißmachen, dass die freiwillig Harakiri machen?“
„Well. Mr. President. Von einem analytischen Standpunkt aus ist das aktuelle Verhalten tatsächlich kaum nachvollziehbar. Aber ja. Es scheint so.“
„Ok, Karl. Ich lass das mal so stehen. Merry Christmas! Good Luck!“
„Ihnen auch ein gesegnetes Weihnachtsfest Mr. President!“
Washington DC. White House.
„Das alte Schlitzohr. Will mir erzählen, dass er keinen Maulwurf im DNC hat…“

Weihnachten ist nicht nur das Fest der Geburt Jesu, das Fest der Liebe, das Fest der Familie, sondern auch das Fest der Dankbarkeit. Dankbarkeit aus vielerlei Gründen. Oftmals unerwartet. Oftmals unbedankt. Jedoch: Undank ist der Welten Lohn…

[Autor: G.B. Bild: www.wikipedia.org/José Luiz Bernardes Ribeiro Lizenz: CC BY-SA 4.0]

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