Robert Menasse reitet wieder. Diesmal gegen Viktor Orbán

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Ein Brief an die EU-Kommisison

Robert Menasse ist wieder da. Lange Zeit ist es still gewesen um den Mann, der als EU-Skeptiker nach Brüssel fährt und dort offenbar „umgedreht“ worden ist. Und auch ein Mann mit Geschäftssinn, der vor Jahren seinen „Vorlass“ an die Österreichische Nationalbibliothek verhökert hat. Samt „Splitter-Vorlass“. Für gutes Steuergeld. Nebenbei bemerkt: Ein anderer aus dem, wie man so sagt Vorlass-Kartell, ist Josef Winkler  aus Kärnten.

Weswegen die jahrlange Ruhe um Menasse? Im Oktober 2017 veröffentlicht der Historiker Heinrich August Winkler im Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ einen Essay mit viel Sprengkraft. Er weist nach, dass Menasse mehrfach dem ersten EWG-Kommissionspräsidenten Walter Hallstein Äußerungen untergejubelt hat, die Hallstein nie tätigt. Zum Beispiel, dass die Abschaffung der Nation eine europäische Idee sei. Menasse reagiert denkbar unglücklich, er stehe in der Tradition von Paul Feyerabend (von ihm stammt die berüchtigte Parole anything goes), nach welcher das Erreichen eines gesellschaftlichen Ziels die Fälschung von Zitaten legitimiere. Damit ist es um Menasses Reputation geschehen.

Nun macht Menasse wieder von sich reden. Er setzt die Tradition mancher Schriftsteller, Künstler usw. fort, ohne viel Federlesens unter jede kursierende Resolution seinen Namen zu setzen. Mutmaßlich in erster Linie deshalb, um wieder in aller Munde zu sein. Diesmal schreiben Menasse und andere einen Brief an die EU-Kommission, in dem sie Ursula von der Leyen und Co. auffordern, in ihrer Eigenschaft als Hüterin der Verträge schnellstens zu reagieren und Sanktionen gegen Ungarn zu verhängen. Grund dafür sind die Sonderbefugnisse Viktor Orbáns im Zusammenhang mit dem Virus, in Menasses Diktion Ungarns Drift in den Autoritarismus.

Derzeit ist es groß in Mode, sich von Fakten wie dem Wortlaut des ungarischen Gesetzes 12/2020 (Anti-Corona-Gesetz) in keiner Weise beeinflussen zu lassen und dafür in nebulosen Wendungen darüber zu schwadronieren, Premier Viktor Orbán schalte das Parlament aus, plane die Errichtung einer Diktatur. Man habe das halt so über fünf Ecken gehört. Und trägt es weiter, weil es halt so gut ins politisch korrekte Weltbild passe.

Wer hat den erwähnten Brief nach Brüssel außer Menasse noch unterzeichnet? Da ist einmal Jean-Claude Juncker. Auch er will sich wiederum in Erinnerung rufen. Dann der Slowene Slavoj Žižek, auch einer, der stets für Unterhaltung sorgt, nun er möchte das Virus mit einer Art globalem Kommunismus besiegen. Weitere Unterzeichner sind der Sozialist Carlos Moedas, seines Zeichens portugiesischer Bauingenieur und ab 2014 EU-Kommissar für Forschung in der Kommission des Jean-Claude Juncker.

Schließlich ein Mann, dem man den Vorhalt machen könnte, er handle wider besseres Wissen. Auch er gehörte zur ehemaligen Juncker-Mannschaft. Es ist der ehemalige ungarische EU-Kommissar László Andor.  Dem Postkommunisten dürfte mit einem hohen Grad an Wahrscheinlichkeit der Wortlaut des Gesetzes 12/2020 bekannt sein und trotzdem hat er Menasses Schreiben mit unterfertigt.  Während die anderen Mitunterzeichner sich darauf ausreden können, sie seien des magyarischen Idioms nicht mächtig und hätten Menasse gutgläubig vertraut, vermag sich Andor damit nicht aus der Affäre zu ziehen.

[Autor: E.K.-L. Bild: Wikipedia/Olaf Kosinsky Lizenz: CC BY-SA 3.0-de]

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