Teurer Winter droht: Erdgaspreise explodieren

by admin2

Autor: U.K. Bild: benesteem.com Lizenz: –


CO2-Steuern verschlimmern die Situation zusätzlich

Bisher war es nur ein Thema für Energiehändler und Großverbraucher: Seit gut einem Jahr steigen die Preise für Erdgas an den internationalen Rohstoffbörsen massiv an, und dies mit steigender Tendenz. Aber spätestens mit der nächsten Heizkostenabrechnung oder Strompreisperiode wird auch der Normalbürger die Kostenexplosion im Geldbeutel spüren. Das Schlimme daran: Anders als es die EZB, die Europäische Zentralbank, gebetsmühlenartig wiederholt, sind die Preissteigerungen nicht der Erholung nach der Corona-Flaute geschuldet, sondern haben ganz fundamentale Ursachen. Und da ist keine Erleichterung in Sicht. Ganz im Gegenteil, der Staat mit seiner CO2-Besteuerung gießt zusätzlich noch Öl ins Feuer.

Doch zunächst ein nüchterner Blick auf die Fakten: Der Börsenpreis für Erdgas in Europa, maßgeblich festgestellt durch die TTF (Title Transfer Facility) der Nederlandse Gasunie NV im holländischen Groningen, hat sich seit Januar 2020 mehr als verfünffacht. Der Löwenanteil dieses Preisanstiegs erfolgte erst kürzlich, in den ersten 8 Monaten dieses Jahres, wie man in der Grafik schön sehen kann. Diesem Aufwärtssog kann sich nun auch der US-Markt (sog. „Henry Hub“ Future, gehandelt an der CME in Chicago) nicht mehr entziehen. Auch hier geben die Preise seit Mai dieses Jahres richtig „Gas“, wenn auch nicht so extrem wie in Europa. Für das globale Bild trotzdem besorgniserregend, denn ein wichtiger Fundamentalfaktor entfällt in den USA. Aber dazu gleich mehr. Gemeinsam ist Europa und USA jedoch, dass sich der Preisanstieg beschleunigt. Von Entspannung also keine Spur.

Börsenpreise bilden sich durch Angebot und Nachfrage. Warum also steigt jetzt die Nachfrage nach Erdgas in Europa so massiv an? Der Hauptgrund liegt in der staatlich verordneten „CO2-Bepreisung“, einer Steuer, die auf europäischer Ebene durch CO2-Zertifikate und auf nationaler Ebene durch die CO2-Abgabe erhoben wird. Diese Abgabe ist in Deutschland seit Anfang dieses Jahres zu bezahlen, in Österreich wollen die Grünen es ab Januar 2022 einführen.

Verglichen mit den Energieträgern Kohle und Erdöl benötigen aber Kraftwerke und Industriebetriebe deutlich weniger CO2-Zertifikate, wenn sie stattdessen Erdgas verfeuern. Diese CO2-Zertifikate haben sich aber auch massiv verteuert, konkret um mehr als das Zweieinhalbfache seit Anfang letzten Jahres. Ergo: Großverbraucher in Europa stellen auf Erdgas um, was technisch relativ einfach möglich ist, der Verbrauch springt nach oben, und der Nachschub kann nicht so schnell gesteigert werden. In den USA gibt es zwar ein ähnliches System, das aber auf den Automobilsektor beschränkt ist.

Hinzu kommt aktuell, dass die Erdgasspeicher in Deutschland derzeit nur zu 63% gefüllt sind. Zum gleichen Zeitpunkt vor exakt einem Jahr war der Füllstand 94%. Für Österreich schaut es noch mieser aus: 49% jetzt gegenüber 89% letztes Jahr.  Also auch keine guten Aussichten für die verbrauchsintensive Winterperiode.

Zu beachten ist, dass wir hier über Rohstoffpreise sprechen, also den Anfang der Kostenkette, an deren Ende dann derjenige Preis für Heizung und Strom steht, den der Bürger effektiv zu zahlen hat. Da kommen nämlich noch CO2-Abgabe und ähnliche „Klima-Steuern“ obendrauf. In Deutschland ist deren nächste Erhöhung um 20 % per 1.Jänner 2022 bereits festgeschrieben, in Österreich leider sehr wahrscheinlich. Spekulationsfreudige Leser könnten sich nun im Kauf von Erdgas-Futures und Emissionszertifikaten versuchen. Den anderen bleibt wohl nur die Anschaffung von Wolldecken und warmen Socken.

Das könnte Sie auch interessieren