Über die seltsame Idee eines roten Apparatschiks
Andreas Huss (60) ist ein typischer Funktionär. Nach der Lehre (Tischler) tritt er mit neunzehn Lenzen in die Dienste der Gewerkschaft. Zuerst als Jugendsekretär, dann steigt er die Rangleiter hoch. Nebenbei absolviert Huss ein Studium – für das offensichtlich keine Matura Voraussetzung ist – mit dem Schwerpunkt Health Care Management an der „Business School“ der Er darf sich deswegen mit dem Titel „MBA“ schmücken. Danach wird Huss Obmann der Salzburger Gebietskrankenkasse, wechselt später in den Hauptverband der Sozialversicherungsträger, der jetzt „Dachverband“ heißt.
Nun tritt Andreas Huss mit der Forderung auf, die Einrichtung des Wahlarztes abzuschaffen. Bekanntlich ist es einem Sozialversicherten möglich, einen solchen Arzt aufzusuchen, das Honorar zunächst aus eigener Tasche zu bezahlen und dann die Rechnung an die Krankenkasse zu schicken. Zwecks Refundierung. Die Kasse zahlt im Regelfall achtzig Prozent. Natürlich nicht vom Honorar des Wahlarztes, sondern von dem Betrag, den ein Kassenarzt dafür erhalten würde. Eine solche Wahlfreiheit tut dem Bürger im ohnehin überreglementierten Staat gut.
Das System – der Sozialversicherte kann zwischen Kassenarzt und Wahlarzt wählen – hat sich durchaus bewährt. In den letzten Jahren zieht es immer mehr Menschen zum Wahlarzt. Dessen Vorteile: Er nimmt sich genügend Zeit, man kriegt rasch einen Termin und braucht nicht stundenlang in einer mitunter schmuddelig wirkenden Ordination zu warten, bis man drankommt und dann nach fünf Minuten mit einem Rezept heimgeht. Die langen Wartezeiten könnten vermieden werden, wenn sich die Kassenärzte auf ganz simple Weise ausrechnen, wie lange ein Patient bei ihnen sitzt, dann eine Durchschnittszeit pro Fall ermitteln, nach denen die Sprechstundenhilfe die Termine vergibt. Das scheint für viele Kassen-Weißkittel zuviel Aufwand. Die Leut‘ sollen halt warten …
Der rote Gewerkschaftler Huss will, dass die Krankenkassen (derzeit laufen sie unter der Bezeichnung „Gesundheitskasse“; weiß der Teufel, warum) denjenigen, die sich die Tortur eines Kassenarztbesuches ersparen wollen, überhaupt keinerlei Erstattung kriegen. Wahrscheinlich macht die Refundierung den Krankenkassen-Beamten zu viel Arbeit. Ganz abgesehen, dass es die Krankenkassen ganz offensichtlich verabsäumt haben, in bestimmten Fachgebieten (z.B. Kinderheilkunde, Augenärzte, Dermatologen) für ein flächendeckendes Angebot an Kassenärzten zu sorgen.
Sollen doch die G´stopften sich das alles selber zahlen! Eine derart vulgär-marxistische Denkweise nimmt Anleihe beim ÖGB-Präsidenten Wolfgang Katzian, der vor wenigen Jahren von Frau Heidi Goess-Horten als der Aufg‘spritzten mit ihrer Zwa-Millionen-Kettn gesprochen hat.
Das tät‘ dem Genossen Huss so passen: Die Sozialversicherten (und deren Dienstgeber) sollen schön brav Zwangsbeiträge an die Krankenkasse entrichten (es sind Zwangsbeiträge, weil deren Entrichtung zwangsweise durchgesetzt werden kann) und sich dann noch die Krankenbehandlung selber zahlen.
Kein Wunder, dass die obskure Idee keinen Anklang findet. Nicht einmal beim (Noch-)Präsidenten der Österreichischen Ärztekammer, dem roten Funktionär Thomas Szekeres. Bloß der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker kann sich dafür erwärmen. Sie wissen eh: Das ist der, welcher die Wiener mit noch strengeren Corona-Auflagen erfreut als der jeweilige grüne Minister.
Kurz und gut: Dem roten Apparatschik Huss schwebt mutmaßlich ein System wie im ehemaligen Ostblock vor: Da gab es für Partei- und Gewerkschaftsbonzen die besten Ärzte und Krankenhäuser zum Nulltarif. Alle anderen mussten sich mit der medizinischen Holzklasse zufriedengeben.