Autor: E.K.-L. Bild:
Eine schnell wachsende Juxpartei kandidiert separat
Eine etwas seltsame, jedoch bei Jugendlichen sehr beliebte Formation ist die „Ungarische Partei des zweischwänzigen Hundes“ (Magyar Kétfarkú Kutya Párt, MKKP). Wie ungarische Medien berichten, bleibt die MKKP dem oppositionellen Bündnis von sechs Parteien mit dem Spitzenkandidaten Péter Márki-Zay fern, obwohl Márki-Zay der Juxpartei angeboten hat, über eine gemeinsame Liste Vertreter ins Parlament zu entsenden. Das Offert ist von MKKP-Parteichef Gergely Kovács zurückgewiesen worden. Kovács gibt sich zuversichtlich, seine Partei könne durch eine eigenständige Liste mit fünf oder sechs Abgeordneten ins nächste Parlament einziehen. Die MKKP wolle keine Bündnisse eingehen. Vor allem den Postkommunisten (MSzP), der Gruppe des sogenannten Lügenpremiers Ferenc Gyurcsány sowie der Jobbik stehe man sehr skeptisch gegenüber. Zur Zeit vermag die MKKP in 85 der 106 Wahlkreisen Bewerber aufzustellen.
Bei der letzten allgemeinen Wahl im Jahr 2018 kann die Partei des zweischwänzigen Hundes rund 100.000 Wähler überzeugen, das sind 1,73 %. Bei der Wahl zum EU-Parlament (2019) wächst der Stimmenanteil bereits auf 2,62 %. Was die Juxpartei optimistisch stimmt: Laut einer Meinungsumfrage im Oktober wollen sieben (!) Prozent der Wähler für die MKKP votieren.
Oppositionsführer Péter Márki-Zay ist minder erfreut. Er glaubte bisher, die MKKP habe bloß infolge Geldmangels nicht an der Vorwahl innerhalb der Anti-Orbán-Front teilgenommen. Eine fatale Fehleinschätzung.
Eine weitere Gefahr droht der zumindest vorläufig vereinigten Linksopposition von Seiten der „Unsere Heimat-Bewegung“ (Mi Hazánk Mozgalom), die sich als patriotischer Flügel von der nach links abgedrifteten Jobbik abgespalten hat. Nach dem Ergebnis der oben zitierten Meinungsumfrage kratzt „Unsere Heimat“ an der Fünfprozent-Hürde. Angesichts der 3,3 % bei der Wahl zum EU-Parlament ist das ein Zuwachs von rund fünfzig Prozent. Woher diese zusätzlichen Sympathisanten kommen? Es ist nicht schwer zu erraten: Es sind bisherige Jobbik-Wähler.
Schließlich droht den Postkommunisten (MSzP) ein kleiner Wählerabfluss in Richtung links. Denn die orthodox-kommunistische „Ungarische Arbeiterpartei“ (Magyar Munkáspárt) unter ihrem Langzeitvorsitzenden Gyula Thürmer hat beim Parteitag am 30. Oktober entschieden, sich wieder eigenständig den Wählern zu stellen. Die Dunkelroten, die in Ungarn das kommunistische System wieder einführen wollen, errangen bei der Parlamentswahl von 2018 schüttere 13.613 Stimmen (0,25 %). Gerade dieses Alzerl könnte vielleicht entscheidend sein.