Advent zur Zeit

by admin2

Autor: Manfred Tisal Bild: PxHere Lizenz: –


Viele Fragen und niemand kann die Antwort sagen. Aber wo bleibt er, der friedliche, besinnliche Advent? Zwar brennen die Kerzen am Adventkranz, mutige Krampusse und Nikoläuse haben ihren Teil dazu beigetragen, das Brauchtum aufrecht zu erhalten, Barbarazweige warten in der Vase auf eine Blütenpracht zu den Feiertagen, Weihnachtsbäckerei und Weihrauch sorgen für weihnachtliche Düfte, die Stimmung der Vorweihnachtszeit kann jedoch nicht wirklich aufkommen. Das „O Du Fröhliche“ aus den Lautsprechern der Einkaufszentren verhallt kaum vernommen in der Hektik der durch den Lockdown verkürzten Möglichkeit, Einkäufe zu tätigen, und im Hinterkopf die stete Frage, wie soll es weitergehen.

Bin ich der nächste, der Corona oder Covid zum Opfer fällt? Ich bin geimpft, trage eine Schutzmaske, die, zwar schon gehörig strapaziert, zur Schmutzmaske geworden ist? Desinfiziere das Einkaufswagerl, versuche zwischen den 1,5 Meter Abstand der Regale, zwei Meter Abstand zu den Mitmenschen einzuhalten und bin trotzdem nicht davor gefeit, angesteckt zu werden. Die Viren könnten sich ja auch auf einer Banane, einer Zuckerpackung oder einer Milch- oder Limonadenflasche befinden, die andere zuvor schon in der Hand hatten. Aber man verdrängt den Gedanken daran, angesteckt zu werden. Mittlerweile hat man ja gelernt, damit zu leben.

Dem vierten Lockdown wird ja, so Wiens Bürgermeister in einem Interview, vermutlich ein fünfter folgen. Aber was soll’s. Weihnachten heißt ja auch Verzicht zu üben. Verzicht auf das übliche Familientreffen am Heiligen Abend, Verzicht auf den Weihnachtspunsch am Adventmarkt zugunsten derer, die all die Dinge nicht haben, mit denen die heutige Wohlstandsgesellschaft gesegnet ist. Kein Schnapserl am Parteistand, oder als Wechselwähler ein zweites. Kein Treffen mit Freunden und Bekannten, um sich fröhliche Weihnachten zu wünschen und die nostalgische Variante des Weihnachtskartenschreibens zu ersparen. Nichts dergleichen. Nur die quälende Frage, wie es weiter gehen wird.
Selbst klar gestellte Fragen, wie die von Armin Wolf in der ZIB 2 an Minister Mückstein, was Kinder und Schwangere anbelangt.

Aber die Zeiten sind halt vorbei und Nehammer wird es auch nicht gelingen, seinen Innenminister-Hardlinerpelz gegen ein Kanzler-Fewa, Silan oder Lenorfell einzutauschen. Fazit ist, wir müssen lernen, damit zu leben und damit umzugehen. Mit Covid, den Mutationen, den Fehlentscheidungen, einer in vielen Bereichen hilflosen Regierung, einem Wandel in allen Bereichen (Kultur, Brauchtum, Kommunikation, Zwischenmenschlichkeit u. v. m.) Aber macht nichts. Der Heiland ist trotzdem geboren. In diesem Sinne, frohe Weihnachten.

Manfred Tisal ist Kabarettist, Moderator, Autor und Journalist.

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